Demografie im Straßenverkehr

Ich habe lange gezögert, bevor ich diesen Klartext angefangen habe zu schreiben. Denn ich weiß, dass sich viele angesprochen fühlen werden und fast genauso viele abwehrend reagieren, darauf verweisen, dass das auch andere Gruppen betrifft und jeder für sich sicher ist, dass er nicht Teil des Problems ist. Deshalb schicke ich voraus: Ich bin mir sicher, dass ich irgendwann auch Teil des Problems sein werde – daran ist nichts ehrenrührig!

Zum Punkt: Vor zwei Wochen rauscht eine 79-Jährige mit ihrem Auto in Daun in eine Metzgerei. Am Mittwoch landet ein 89-Jähriger mit seinem Wagen in Trier in einem Weiher. Am Donnerstag rammt ein 76 Jahre alter Fahrer einen Bus. Das sind besonders spektakuläre Beispiele, und die Häufung solch krasser Fälle in den vergangenen Tagen ist Zufall. Dennoch sind sie exemplarisch: Denn erstens ist die Zahl der Unfälle, an denen Senioren beteiligt waren, im vergangenen Jahr praktisch überall gestiegen - das gilt für Daun, für Bitburg, für Wittlich.

Schon damit ist klar: Es gibt hier ein Problem, zumal auch der größte Teil von Autounfällen mit Beteiligung von Senioren von diesen hauptsächlich verschuldet ist. Und dieses Problem wächst mit dem demografischen Wandel von Jahr zu Jahr. Zweitens sind die neuerlichen, spektakulären Unfälle auch deshalb beispielhaft, weil sie nicht beim Überholen oder weil man einfach zu schnell fuhr, passierten, sondern wegen der "Komplexität der Verkehrssituation", wie Experten sagen würden. Gemeint ist: Die Fahrer haben einfach die Übersicht übers Verkehrsgeschehen und waren mit der gleichzeitigen Bedienung ihres Wagens überfordert.

Während junge Fahrer, die immer noch größte Risikogruppe sind, meist überholen oder zu schnell fahren, wenn sie Unfälle bauen, ist es bei Senioren oft schiere Überforderung. Und während jüngere Fahrer in der Regel mit der Zeit besonnener und sicherer fahren, ist dies bei Senioren nicht der Fall. Genau deshalb ist es sinnvoll und keineswegs diskriminierend, wenn ab einem bestimmten Alter die Fahrtüchtigkeit regelmäßig überprüft wird.

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