Drogenbeichte und was sie uns lehrt

Bitburg · Dies ist ein Geständnis: Ja, auch ich habe als junger Mensch legale und illegale Drogen konsumiert. Vor allem Alkohol. Auch mal so viel, dass dies deutlich meine Gesundheit gefährdet hat und ich an manche Abende nur noch unvollständige Erinnerungen habe. Mir wurde dabei oft schlecht. Und ich war keine 18 Jahre alt, als sich die ersten dieser Exzesse ereigneten.

Wer jetzt glaubt, dass hier angesichts von wegen sogenannter Kräutermischungen umkippender Jugendlicher ein "Alles-Nicht-so-Schlimm" folgt, irrt. Denn die geschilderten Vorfälle sind zwar längst verjährt, sie sind aber kein Ruhmesblatt. Sie belegen nur die Erkenntnis, dass Menschen dazu neigen, Drogen auszuprobieren. Die Menge variiert mit der Verfügbarkeit. An Alkohol kommt man leicht, auch Kräutermischungen sind - weil sie mit immer neuen Zusammensetzungen im legalen Bereich vertrieben werden - einfach zu haben. Deshalb sind die Meldungen von saufenden Jugendlichen oder solchen, die nach dem Genuss von Kräuterdrogenumkippen, häufig.
Wer aber glaubt, dass ein Verbot aller Rauschmittel Grundsätzliches ändern würde, irrt ebenfalls. Die USA haben dies mit einem Alkoholverbot von 1919 bis 1933 versucht. Ergebnis: Die Mafia übernahm das Geschäft, Produktion und Konsum lagen während dieser Phase zeitweise über dem der Jahre davor.
Einfach verbieten macht nichts besser, nur für die Konsumenten teurer und verschiebt Produktion, Verkauf und Konsum in ein unkontrollierbares, kriminelles Umfeld. Jede Gesellschaft hat und braucht ihre Drogen. Es gehört zum Erwachsenwerden dazu, den Umgang damit zu erlernen.
Was die sogenannten Kräutermischungen gefährlich macht, ist, dass man nie genau weiß, was da tatsächlich an berauschender Substanz drin steckt und dass es anders als bei Alkohol (aber auch bei Cannabis) keine gesellschaftliche Erfahrung damit und so auch kein soziales Regulativ dafür gibt. Wenn es um Wirtschaftswissenschaften ginge, wäre dies die Stelle, ein Schulfach zu fordern.
Lars Oliver Ross

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