Klartext: Gestalten statt beharren

Langsam reicht es! Zuerst hat der Landkreis Vulkaneifel eine recht tendenziöse Befragung initiiert, bei der alle Bewohner des kleinsten und finanzschwächsten Kreises sich gegen die Fusion von elf Gemeinden der VG Obere Kyll mit der VG Prüm im Nachbarkreis Bitburg-Prüm aussprechen sollten.

 Lars Oliver Ross

Lars Oliver Ross

Foto: Klaus Kimmling



Das ist gegenüber den betroffenen Gemeinden, in denen überall mit Mehrheit für den Wechsel gestimmt worden war, schon ziemlich respektfrei. Die "Unser-Kreischen-muss-unser-bleiben-Abstimmung" hat dann aber auch - trotz engagierter Werbung - nur eine überschaubare Zahl von Bürgern interessiert.

Jetzt ging es in den Innenausschuss, wo Altbekanntes vorgetragen und der Klagewille des Landkreises Vulkaneifel bekräftigt wurde, um dann noch ein Gutachten in Auftrag zu geben. Geht's noch? Macht euch ehrlich und sagt, was wirklich läuft: Der Abwehrreflex im Landkreis Vulkaneifel gründet auf einem verständlichen Selbst-, Posten- und Einflusserhaltungstrieb. Die vorübergehende Zwitterstellung der elf betroffenen Gemeinden in zwei Kreisen macht das Ganze juristisch schwierig und unsinnig kompliziert.

Besser wäre: Das Land hört auf rumzueiern und sagt endlich, dass nach jeder Reform der Kreise, die diesen Namen verdienen soll, der Kreis Vulkaneifel nicht mehr in seiner derzeitigen Form existieren wird. Dann kämen vielleicht mehr Akteure in der Vulkaneifel auf die Idee, dass das Maximum an Einfluss auf die zukünftige Entwicklung darin liegt, mit den Nachbarn in Bitburg oder in Wittlich darüber zu sprechen, wie neue Kreise aussehen sollen.

Statt trotzig den langfristig nicht haltbaren Status quo zu glorifizieren, läge darin die Chance auf eine selbstbestimmte Reform. Dazu braucht man kein neues Gutachten, sondern Mut, Realitätssinn und Gestaltungswillen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort