Klartext: Zeit, vor Ort mal umzudenken

Fusion – schon allein das Wort löst Beklemmung aus. Fusionieren Betriebe, bedeuten die viel zitierten Synergieeffekte meistens, dass Menschen ihre Arbeit verlieren, andere für das gleiche Geld mehr ranklotzen müssen und es höchstens für einige Wenige besser läuft. Klingt nicht so, als müsste man sich das freiwillig antun. Vielleicht ist das mit ein Grund dafür, warum es auch in den Dörfern Vorbehalte gibt, sich mit zwei, drei Nachbarorten zusammenzuschließen.

Während manche dafür überhaupt keine Notwendigkeit sehen, fürchten andere, die Eigenständigkeit und der Zusammenhalt könnten verloren gehen. Das Gegenteil ist der Fall - wie viele Kooperationen von Vereinen schon heute zeigen.

Warum sollte das, was Vereinen das Überleben sichert, auf Gemeindeebene nicht auch funktionieren? Starke Gemeindeverbände würden die Dörfer in der Eifel, an der Mosel und im Hunsrück zukunftsfähig machen - wie das Beispiel der Einheitsgemeinde Morbach mit 19 Ortsbezirken und 10.000 Einwohnern zeigt - für ihre Bürger oft mehr leisten, als 500-Seelen-Orte, die sich an ihre Selbstverwaltung klammern. Die SPD im Bitburger Land hat das erkannt und einen Vorstoß gewagt: Für fusionswillige Orte will die Partei eine Hochzeitsprämie ausloben. Das könnte zumindest mal ein Anreiz sein, vor Ort mal über den eigenen Kirchturm hinauszudenken.

Und weil Zahlen manchmal mehr sagen als tausend Worte: Der Kreis Bernkastel-Wittlich hat 110.000 Einwohner, die in 107 Gemeinden leben - macht im Schnitt 1028 Einwohner pro Ort. Völlig anders sieht das Verhältnis im Kreis Vulkaneifel aus. Dort leben 60.000 Menschen in 109 Orten und damit im Schnitt 550 pro Dorf. Im Eifelkreis Bitburg-Prüm gibt es mit 235 Gemeinden die meisten Orte - und trotzdem "nur" 96.000 Einwohner, womit im Schnitt 408 Menschen auf einen Ort kommen. Hier muss was geschehen!

Zum Vergleich: Der Landkreis Diepholz in Niedersachsen hat rund 215.000 Einwohner und erstreckt sich über eine Fläche von 2000 Quadratkilometern - und ist damit flächenmäßig etwa so groß wie der Eifelkreis - zählt aber gerade mal 46 Gemeinden. Jenseits von Bremen ist der Kreis durchaus ländlich geprägt - und das Dorfleben ist dort, trotz der vielen Fusionen in den 70er Jahren, nicht zusammengebrochen. Zeit, umzudenken! d.schommer@volksfreund.de

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