Der absurde Flüchtlingsreflex

In manchen Köpfen hat sich offenbar ein bemerkenswerter Reflex ausgebildet hat: Schuld an schlechten Nachrichten in sozial- und gesundheitspolitischen Fragen ist die steigende Zahl an Flüchtlingen. Das ist schön einfach und gerade deshalb völlig falsch.

Das Krankenhaus in Traben-Trarbach ist in Gefahr. Das ist keine gute Nachricht für die Mosel-Region, und nach der Schließung der Klinik in Neuerburg in der Eifel droht damit eine weitere Lücke in der Gesundheitsversorgung der Region. Dass solche Nachrichten mit Bestürzung und Empörung aufgenommen werden, ist verständlich - auch und vor allem, wenn sie in sogenannten sozialen Netzwerken veröffentlicht werden. Das haben wir auch mit der Nachricht zum Traben-Trarbacher Krankenhaus getan. Eine der ersten Reaktionen auf Facebook war, dass in dem Gebäude bestimmt Flüchtlinge untergebracht werden sollen. Das ist zwar kompletter Unsinn, zeigt aber zum einen, dass viele Nutzer sich nicht einmal die Mühe machen, die Nachrichten komplett zu lesen, geschweige denn auch nur eine Sekunde nachzudenken, bevor sie etwas kommentieren. Zum anderen zeigt es, dass sich in manchen Köpfen offenbar ein bemerkenswerter Reflex ausgebildet hat: Schuld an schlechten Nachrichten in sozial- und gesundheitspolitischen Fragen ist die steigende Zahl an Flüchtlingen. Das ist schön einfach und gerade deshalb völlig falsch. Denn selbst wenn das Traben-Trarbacher Krankenhaus irgendwann schließen sollte, so hätte das nichts mit der Zahl der Flüchtlinge zu tun. Es wäre eine ökonomische Entscheidung des Betreibers der Klinik, für den das kleine Krankenhaus ein Verlustgeschäft ist. Sie würde genauso getroffen, wenn es in Deutschland keinen einzigen Flüchtling gäbe.
Im Übrigen kosten die im Vergleich zu anderen Ländern immer noch wenigen Flüchtlinge in Deutschland gerade soviel wie das unnötige Betreuungsgeld.

Lars Oliver Ross

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