Klartext

Tradition und Kommerz

Die einen finden es schaurig, die anderen lächerlich: Unabhängig davon sind seltsame Verkleidung und Kürbisse am 31. Oktober inzwischen unvermeidlich. Halloween hat sich in den vergangenen 15 Jahren durchgesetzt. Überall gibt es Kostüme, Partys und Schnick-Schnack. Vor allem Familien mit Kindern können sich dem aus dem anglo-amerikanischen Raum importierten Brauch kaum entziehen.
Natürlich regt sich auch Kritik: Die einen beklagen, dass der Kürbis die traditionell in unseren Breiten zu schaurigen Laternen verarbeiteten Rüben verdrängt - wobei dies vor allem daran liegt, dass immer weniger Rüben angebaut werden. Andere können mit Verkleidungsfesten grundsätzlich nichts anfangen und sind von dem vorgelagerten Karnevalsabend schlicht genervt.

Fundamentaler ist die Kritik daran, dass Halloween als extrem kommerzialisiert empfunden wird. Bei genauer Betrachtung ist diese Kommerzialisierung aber nicht höher als die von Festen wie Weihnachten, Ostern oder Karneval. Das größere Unbehagen entsteht vor allem dadurch, dass Halloween hierzulande keine so lange Tradition hat wie die anderen Feste.
Daraus folgt, dass es auch anders als bei Weihnachten oder Ostern keine erlernten, auf den deutschen Geschmack zugeschnittenen Waren zu kaufen gibt und alles importiert wirkt. Ob etwas erst seit einigen Jahren oder seit Jahrhunderten Teil des Jahreslaufs ist, ändert allerdings nichts daran, dass alle Anlässe im Jahr, die sich vermarkten lassen, auch vermarktet werden. Wer dies kritisieren will, sollte sich allerdings nicht auf Halloween fokussieren, sondern muss sich die Frage stellen, ob er in einer vom Markt dominierten Gesellschaft leben will. Wenn ja, wird er mit Kommerzialisierung leben müssen.

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