Abgründe einer Schriftsteller-Seele

HILLESHEIM. Georges Simenon, den Mann, der Kommissar Maigret erfand, ehrte die Hillesheimer Buchhandlung Lesezeichen anlässlich seines 100. Geburtstages am 13. Februar. Der Kölner Schauspieler Josef Tratnik vermittelte den 40 Zuhörern Einblicke in die Abgründe der Seele des weltbekannten Schriftstellers.

 Auf den Spuren des Schriftstellers Georges Simenon: Der Kölner Schauspieler Josef Tratnik las in der Hillesheimer Buchhandlung Lesezeichen aus Kurzgeschichten und Romanen des weltbekannten Autors.Foto: Felicitas Schulz

Auf den Spuren des Schriftstellers Georges Simenon: Der Kölner Schauspieler Josef Tratnik las in der Hillesheimer Buchhandlung Lesezeichen aus Kurzgeschichten und Romanen des weltbekannten Autors.Foto: Felicitas Schulz

Wer kennt ihn nicht - denweltbekannten Schriftsteller und "Schöpfer" von Kommissar Maigret- Georges Simenon? Anlässlich seines 100. Geburtstages las derKölner Schauspieler Josef Tratnik in der HillesheimerBuchhandlung Lesezeichen aus Kurzgeschichten und RomanenSimenons. 40 Simenon-Anhänger und Kenner seiner Erzählkunstlauschten dem Vortrag. "Es ist wirklich gut, dass dieser Künstlerhier geehrt wird", fasste Astrid Desgranges aus Feusdorf dievorherrschende Begeisterung für den Geehrten zusammen. Einblicke in die Abgründe der Schriftsteller-Seele

Tratnik, der als frei schaffender Künstler seit elf Jahren zeitweilig in der Eifel lebt, wusste das Publikum mit seinem akzentuierten Einblick in die Abgründe der menschlichen Seele des weltbekannten Schriftstellers Georges Simenon zu faszinieren.

Die mehr als 400 Romane des Schriftstellers wurden in 55 Sprachen übersetzt und werden auf der ganzen Welt mit Begeisterung gelesen. Der Aberglaube seiner Mutter war ausschlaggebend dafür, dass sein Geburtstag im Lütticher Amtsregister um einen Tag auf den 12. Februar 1903 zurückdatiert wurde. Damit begann das Leben eines Menschen, der stets auf der Suche nach sich selbst war.

Bereits mit zwölf Jahren verschlang Georges Simenon Werke der Weltliteratur von Dostojewskij bis Faulkner und gab den anfänglichen Wunsch, Priester zu werden, schnell auf.

Die "Gazette de Liege" war für ihn mit 17 Jahren Einstiegsluke, um als Reporter zu arbeiten. Zwei Jahre später entfloh er der Provinzialität seiner Heimatstadt und fuhr nach Paris, wo er Gestalten in die Schreibmaschine einhämmerte, um sich mit Kurzgeschichten seinen Lebensunterhalt zu sichern.

Die Fähigtkeit, in die Haut eines anderen zu schlüpfen, verhalf seinen Werken schon bald zu Ruhm. "Wenn ich mit der Arbeit an einem Roman beginne, werde ich zur Hauptfigur, und zehn Tage lang wird mein Leben davon geprägt. Ich trete in den Roman ein, wie man in eine Glaubensgemeinschaft eintritt", beschrieb er häufig seine Arbeit. Der lebenslange Bewunderer der Weiblichkeit arbeitete wie besessen an seinen Romanen und benötigte meist nur kurze Zeit, um wieder einen neuen Maigret in Druck geben zu können.

Kein anderer Autor wurde so oft verfilmt wie Simenon, und Künstler von Weltrang, wie Romy Schneider, Jean Gabin, Simone Signoret schlüpften in die Rollen seiner Gestalten. Federico Fellini über den "Schöpfer" des Maigret: "Simenon ist Teil der Geschichten, die wir im Traum erleben und mit denen er wie ein Magier wahre Wunder vollbringt."

Auf einer Schiffsreise wurde Maigret geboren

Abenteuerlust veranlasste den Autor, immer wieder auf Resien zu gehen. Bei einem Zwangsaufenthalt im holländischen Hafenstädtchen Delfzijl anlässlich einer fünfmonatigen Flussreise mit seinem Schiff Ostrogoth entstand die legendäre Figur des Maigret und wurde 1931 als "Maigret und Pietr, der Lette" veröffentlicht.

"Wenn ich mich in meiner Haut nicht recht wohl fühle, schreibe ich einen Roman: Das ersetzt die Psychoanalyse", bekannte er. Mit 70 Jahren beginnt Simenon, seine Memoiren auf Tonband zu sprechen und gibt überraschend bekannt, keine Romane mehr zu schreiben. Gabriel Garcia Marques bezeichnete ihn als "den wichtigsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts".

Am 4. September 1989 starb Georges Simenon in Lausanne und hinterließ weltweit ein riesiges bis heute noch treues Publikum.

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