Architektur der Nachbarn

Bei einem Besuch der luxemburgischen und belgischen Grenzregion haben Teilnehmer einer Führung Neues über das ländliche Bauen und die Sanierung von Altbauten erfahren.

Echternach. (red) Zahlreiche interessierte Bürger aus der Eifel sind unter Führung von Oberstudienrätin Marlene Meyer zu einer Fahrt nach Luxemburg und in die Wallonie aufgebrochen, um ihr Wissen über die Altbau-Substanz und deren Umnutzung sowie über das neue Bauen im ländlichen Raum zu vertiefen.Als Fachfrau und Reiseleiterin hatte Marie-Louise Niewodniczanska die Reise unter dem Titel "Altes erhalten, Neues gut gestalten" vorbereitet. In Echternach besuchten die Teilnehmer eine Ausstellung im Gartenhaus der Abtei. Dort sahen sie anhand von Modellen, wie die Abtei Echternach und die Steinmetze des 18. Jahrhunderts das Bauen beeinflusst haben.Kulturweg mit Blindenschrift

Wie erfolgreich sich Luxemburg für die Stärkung und Sichtbarmachung von ortsbildprägenden Altbauten in seinen Dörfern eingesetzt hat, davon konnten sich die Eifler bei ihrem Ausflug überzeugen. Sie fuhren von Echternach über Junglinster mit seiner barocken Kirche von Paul Mungenast und dem Gemeindehaus mit modernem Anbau in die Modelldörfer Burglinster, Christnach und Larochette. Mehr als 10 000 Häuser wurden hier in den vergangenen 20 Jahren vorbildlich restauriert und umgenutzt, darunter zahlreiche Gemeindehäuser, die heute in stattlichen bäuerlichen Gutshäusern untergebracht sind.In Larochette zeigte der Bürgermeister im Zentrum die Umnutzung des 1725 erbauten Herrenhauses, das heute Haus der Gemeinde ist. In den prachtvollen Räumen mit Stuckaturen an den Decken, Malereien an den Wänden und Eichenbohlen unter den Füßen sitzen heute Verwaltungsbeamte. Während dort versucht wurde, die Bausubstanz bis ins Detail zu erhalten, werden heute Nebenbauten als Tagesstätte für ältere Menschen und als Begegnungsstätte genutzt.Begeistert zeigten sich die Teilnehmer auch von dem Modelldorf Useldingen. Hier ist es geglückt, einen Kulturweg für Behinderte einzurichten. Die Skulpturen längs des Wegs werden in Blindenschrift und über Beschallungen erklärt. Der Weg, der durch die beiden mittelalterlichen Türme führt, wurde von der Unesco in Paris als Pilotprojekt anerkannt. 2008 wird der Blindenweg eingeweiht.Über Beckerich, einem Dorf, in dem eine genossenschaftliche Biogasanlage von 13 Landwirten die Schule und eine Fabrik heizt, fuhren die Teilnehmer nach Belgien in die Dörfer des Attertals zwischen Arlon und Mantelange.Hier wechseln sich kleine Neubaugebiete und Neubauten im Ortskern ab mit Altbauten. Die Bauabteilung Arlon, die die Eckdaten der Region aufnimmt, hat einige Vorschriften erlassen. Durch zweigeschossige Baukörper, einheitliche Dachneigung, verwendete Baumaterialien, Vertikalität der Öffnungen und strenge bescheidene Gestaltung ist eine vorbildliche, vielseitige Architektur entstanden.

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