Clown-Lehrer bestimmt sein Schicksal selbst

ESCH. Mehmet Fistik ist Lebenskünstler, Vater, Partner, Philosoph und, so ganz nebenbei, Deutschlands wohl bekanntester Pantomime. 1997 hat er in Esch bei Jünkerath eine Clownschule eröffnet.

Seine Markenzeichen: weißer Schal und Schlapphut. Sein Kapital: die Beobachtungsgabe. Sein Objekt der Begierde: der Mensch. Sein Motto: Ich kann mir nicht erlauben, nur Dinge zu machen, die mir Spaß machen. Deshalb habe ich Spaß an allen Dingen, die ich mache.Fistik wird 1944 in der Türkei geboren, ist "ein alter 68er". Er soll etwas Vernünftiges lernen und studiert Innenarchitektur. Doch seine Leidenschaft ist das Theater. Er spielt vor allem politische, sozialkritische Stücke, liest Aristoteles, Goethe, Thomas Mann.1970 verlässt er die Türkei, auf der Suche nach Europa. Der Pantomime zieht nach Köln und wird behandelt wie ein Mensch fünfter Klasse. "Sein Europa" findet Mehmet Fistik nicht, aber er sucht und findet den Mensch.Zufälle gibt es für den 59-Jährigen nicht "Das menschliche Streben bestimmt das Schicksal", ist sich der Pantomime sicher. So kommt, was kommen muss. Fistik, neu in Deutschland, belegt einen Deutschkurs bei der Volkshochschule. Gleichzeitig wird im Vorlesungsverzeichnis ein Pantomimen-Kurs angeboten. Dies ist die Renaissance seiner künstlerischen Laufbahn.Er wird Mitglied im "Kölner Experimentier-Theater", gründet ein Pantomimen-Studio, eröffnet das berühmte "Atelier-Theater", das er 15 Jahre leitet. "Doch", bemerkt Fistik, "wenn man keine Träume und Ziele mehr hat, ist man tot." An Träumen und Plänen mangelt es dem "Clown-Lehrer" jedoch nicht.Die Konsequenz: 1997 eröffnet Fistik auf dem Wellemshof in Esch bei Jünkerath eine Mimen- und Clownschule und lebt seitdem nicht in, sondern mit der Eifel. "Die Menschen in der Eifel sind für mich eine Bereicherung. Hier werden noch alte Werte gepflegt, man ist dem Ursprünglichen näher", betont Fistik.Gerade dieses Ursprüngliche ist ihm auch für seine Arbeit wichtig. So feilt er an eigenen Programmen, gibt Workshops für Pantomime und Körpersprache, Theaterkurse für Einsteiger und Fortgeschrittene, Ferienseminare in seinem Künstlerhaus in der Türkei und schmiedet Pläne.Natürlich geht es um das Theater, im speziellen, um die zahlreichen Volks- und Mundart-Theater in der Eifel. Der erfahrene Künstler plant das "Theater Forum Eifel", ein jährlich stattfindender Theater-Wettbewerb. "Viele Theatergruppen suchen Möglichkeiten, sich mit anderen auszutauschen und weiterzuentwickeln", erklärt Fistik, "ein solches Forum wäre auch die Chance, sich einem Bewerb zu stellen und vor einem größeren Publikum aufzutreten."Gibt es weitere Ideen? "Nein" lacht Fistik, "damit bin ich vorsichtig. Denn alles, was mir bisher so durch den Kopf gegangen ist, habe ich realisiert, ob ich nun wollte oder nicht!"

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