Der Komiker, den ein Gynäkologe entdeckt hat

HILLESHEIM. Dicht an dicht sitzen die Zuhörer in der Buchhandlung "Lesenzeichen" in Hillesheim. Vollblut-Komödiant Kalle Pohl zeigt ein außergewöhnliches Programm: Er liest aus seinen zwei Büchern "Frauen, Geld und Sackgesichter" sowie "Asterix un dat Kleo", spielt Akkordeon zu eigenen "Schong-Songs" und öffnet seine privaten Fotoalben.

 Kalle Pohl – bekannter Komiker mit vielen Gesichtern: Beim Auftritt in Hillesheim kalauerte er in gewohnter Manier, sang selbst komponierte "Schong-Songs", spielte dazu auf der "Quätsch" und las aus der von ihm ins Kölsche übersetzten Gallier-Geschichte "Asterix un dat Kleo". Foto: Gabi Vogelsberg

Kalle Pohl – bekannter Komiker mit vielen Gesichtern: Beim Auftritt in Hillesheim kalauerte er in gewohnter Manier, sang selbst komponierte "Schong-Songs", spielte dazu auf der "Quätsch" und las aus der von ihm ins Kölsche übersetzten Gallier-Geschichte "Asterix un dat Kleo". Foto: Gabi Vogelsberg

80 Stühle, Hocker und Sessel hat Monika Brümmer in ihrer Buchhandlung "Lesezeichen" in Hillesheim aufgestellt - und es bleibt kein Fleckchen frei. Viele Anfragen musste sie abschmettern. Mehr Platz ist einfach nicht. Diejenigen, die ein Ticket ergattert hatten, kommen voll auf ihre Kosten. Kalle Pohl, bekannt als Fernseh-Komiker, hat sich für "seine Eifeler" was Besonderes einfallen lassen. Immerhin verbringt der 53-jährige Künstler, der in Köln lebt, häufig Wochenenden in einem Dorf in der Verbandsgemeinde Hillesheim. Für Pohl ist die Eifel "die Toskana Deutschlands". "Un dann spille mer Böötche versänke"

Doch weg von der Romantik der Toscana hin zum knallharten Leben der Gallier. Als Pohl die kölsche Übersetzung von "Asterix un dat Kleo" vorliest, schüttelt sich das Publikum vor Lachen. "Trenk doch eine met", sagt dabei Miracolix zu Obelix als er ihm den Zaubertrank anbietet. Oder Oberlix ruft den angreifenden Piraten zu: "Huhu, mer komme und dann spille mer Böötche versänke." Szenenapplaus. Diese Unterbrechung pariert Pohl mit "Noch ens und ech losse öch eet Holzbehn fresse". Statt stocksteif im Sessel sitzend aus dem Buch zu lesen, hat Pohl eine große Leinwand aufgestellt. Er zeigt die Komikszenen in Großformat und liest die Texte von der Leinwand ab. Zwischendurch findet er galant etliche Schlenker, um zum Akkordeon zu greifen. Der "Schong-Song" vom kleinen Mann

Mit selbstironischen Liedern aus eigener Feder zaubert er breite Grinsen in die Gesichter der weiblichen Zuhörer und verursacht nervöses Augenflackern bei den Männern. In Anspielung auf seiner Körpergröße singt er das "Schong-Song vom kleinen Mann". Danach verwechseln Männer Einfühlungsvermögen oft mit "Dran-Fühlungsvermögen". Auch bei der Lesung von Texten aus "Frauen, Geld und Sackgesichter" kriegen seine Artgenossen ihr Fett weg. Nach der Geschichte "Frauenkenner" behauptet der Autor: "Frauenkenner sein zu können, ist pures männliches Wunschdenken." Während er singt oder aus "Frauen, Geld und Sackgesichter" liest, flackern über die Leinwand Bilder aus seinen privaten Fotoalben. Mal ist er als Knirps zu sehen, als er mit neun Jahren die ersten Sketche in einer Garage spielte - für nur einen Pfennig Eintritt, wie Pohl betont. Mal als Schutzmann, aus seiner Zeit als Polizist. Mal als Musiker, 1973 bei einer Bandgründung oder später als Solist. Über seine "aufmunternde Wegbegleiter" kalauert er heftig: "So Gitarre zu spielen wie du, würde mir schon reichen." Oder: "Bist du einsam, oder warum fällt dir so ein Quatsch ein?" Auf seinen mittlerweile bundesweiten Bekanntheitsgrad bildet Pohl sich nichts ein. Mit hoch gezogener Augenbraue sagt er: "Wer mich wirklich entdeckt hat, war der Gynäkologe meiner Mutter." Erst nach mehreren Zugaben lassen ihn "seine Eifeler" ziehen. Annegret Ehrnsberger bilanziert noch immer lachend: "Der Abend war echt klasse. Vor allem auch, weil das Programm so vielseitig war." Karl Kochs meint: "Das Publikum hat sich ja im Laufe des Abends zu einer richtigen Kalle-Familie zusammen geschweißt." Er habe noch nie erlebt, dass Zuhgörer irgendwo anders so viel mit ihren Sitznachbarn ins Gespräch kommen und sich jeder in den Pausen mit jedem unterhalten habe.

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