Ein 111 Jahre alter Mord

GEROLSTEIN. (sn) Der KBV Verlag aus Hillesheim hat einen neuen Leckerbissen für Berndorf-Fans im Programm. Der Eifel-Krimi heißt "Der Bär" und ist als Taschenbuch neu aufgelegt.

Die Geschichte von Bestseller-Autor Jacques Berndorf erschien 1999 als kriminalistisches Herzstück im Jubiläumsband zum 111-jährigen Bestehen des Gerolsteiner Brunnens. Das Buch ist längst vergriffen, nun aber wieder im Buchhandel erhältlich. Eins vorweg: Dass Berndorf den Roman sozusagen aus bestimmtem Anlass schrieb, merkt man dem Buch nicht an. Im Gegenteil, schlägt man es auf, taucht man ein in die Welt des Journalisten Siggi Baumeisters, der mit seinen Katzen idyllisch inmitten der Eifel lebt. Auch seine durch harte Recherchen bewährten Freunde, Emma und Rodenstock, sind an seiner Seite. Diesmal versuchen die drei Freunde, einen 111 Jahre alten Mord aufzuklären. Um ihre Hilfe bittet sie die Studentin Tessa Schmitz, die sich in den Kopf gesetzt hat, den Täter zu überführen, der damals den fahrenden Händler Tutut ermordet hat. Ehrensache, dass sich das kriminalistische Trio aufmacht, die Nuss zu knacken. So ein bisschen erinnern die drei an einen Kreuzworträtsel-Zirkel, der sich regelmäßig zum Knobeln trifft. So scheinen sie ganz froh zu sein, endlich wieder eine Aufgabe zu haben, auch wenn der 111 Jahre alte Mord in Wirklichkeit außer ihnen keinen mehr so brennend interessiert. "Das Erste, was ich dachte, war: Tennisspieler."

Natürlich macht das Lesen Spaß, zumal Berndorf in routinierter Manier Spannung aufbaut und den Leser mitraten lässt. Hatten der Richter Severus Brandscheid oder Karl-Heinrich Wesendonker ein Motiv? Schließlich liebten beide nicht ihre eigenen, sondern die Frauen anderer Männer. Oder steckte womöglich ein ganzer Stammtisch wichtiger Gerolsteiner Persönlichkeiten dahinter? Es gibt viel zu rätseln und erfreulicherweise eine Menge Lokalkolorit rund um Gerolstein zu lesen. Zum Schluss fehlen dem Autor allerdings so rund 50 Seiten, um alles logisch zu Ende zu bringen. Nicht alle angefangenen Spuren werden befriedigend aufgeklärt. Der Leser darf sich jedoch freuen auf einen richtig schönen Eifel-Krimi. Wenn man das Buch aufschlägt, denkt man spontan: Schön, dass Siggi Baumeister wieder da ist. Man darf sich freuen auf originelle Typ-Beschreibungen wie: "Ich wurde von einer älteren Krankenschwester in den Röntgenraum geführt, die im Leben nichts Neues mehr zu erwarten hatte - und die entsprechend mit mir verfuhr." Oder: "Er hatte ein hageres, sonnengebräuntes Gesicht, seine Augen waren von einem irritierend strahlenden Blau. Das Erste, was ich dachte, war: Tennisspieler." Und man darf sich freuen auf eine kurzweilige, spannende Geschichte, die ihre Schatten bis in das heutige Gerolstein wirft. Jaques Berndorf: Der Bär, Ein Siggi-Baumeister-Krimi, KBV-Verlag, 210 Seiten, 9,50 Euro.

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