"Ein Gespenst geht um..."

Was vormals als Stall und Scheune diente, ist seit den 1990er Jahren das Werkstattatelier des Bildhauers Klaus Kammerichs. Dort entstehen zurzeit drei lebensgroße skulpturale Darstellungen von Karl Marx; sie werden im Frühjahr 2008 im Garten des Trierer Geburtshauses installiert. Der Trierische Volksfreund sprach mit dem Künstler über Kontakt und Konzept.

 Eine lebensgroße Zeichnung von Karl Marx und ein Modell seines Kopfes sind in dem Demerather Werkstatt-Atelier von Klaus Kammerichs als Vorzeichen einer künstlerischen Installation im Garten des Karl-Marx-Hauses in Trier zu sehen. Sie soll auf den Außenalleen der Gartenanlage unter dem aus Marx' Kommunistischem Manifest stammenden Motto „Ein Gespenst geht um“ gezeigt werden. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Eine lebensgroße Zeichnung von Karl Marx und ein Modell seines Kopfes sind in dem Demerather Werkstatt-Atelier von Klaus Kammerichs als Vorzeichen einer künstlerischen Installation im Garten des Karl-Marx-Hauses in Trier zu sehen. Sie soll auf den Außenalleen der Gartenanlage unter dem aus Marx' Kommunistischem Manifest stammenden Motto „Ein Gespenst geht um“ gezeigt werden. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Demerath/Trier. Durch einen TV-Bericht über Klaus Kammerichs und Eva Weissweiler war Beatrix Bouvier, Leiterin des Karl-Marx-Hauses (siehe Hintergrund) im vorigen Jahr auf das Künstlerehepaar aufmerksam geworden. Hatte mit Eva Weissweiler als Autorin einer Biografie über die Karl-Marx-Tochter Tussy Kontakt aufgenommen und sie zu einer Lesung verpflichtet; hatte gleichzeitig den Bildhauer Klaus Kammerichs um ein künstlerisches Konzept für den Park gebeten. Nun: Die Lesung ist bereits über die Bühne gegangen, und das Kunstwerk ist in Arbeit."Mein erster Gedanke beim ersten Ortstermin war: Hier fehlt eine lebensgroße Figur, der man in Augenhöhe begegnen kann und die im Kontrast zu den üblichen monumentalen Darstellungen und kolossalen Plastiken von Karl Marx steht", erinnert sich Klaus Kammerichs. Er habe den Park als eine "Idylle mit bürgerlicher Symmetrie" empfunden, die es zu irritieren gelte. Daraus habe sich die Idee entwickelt, drei lebensgroße, identische skulpturale Darstellungen zu schaffen und sie auf den Außenalleen der Gartenanlage unter dem aus Marx' Kommunistischem Manifest stammenden Motto "Ein Gespenst geht um" zu "verstecken". Die Skulpturen seien so konzipiert, dass sie aus der Ferne geradezu gespenstisch real wirkten, beim Näherkommen aber den heiter-ironischen Anstrich einer plakativen Pop-Ikone annähmen, erläutert Kammerichs. "Geht man dann noch näher heran, löst sich die Gestalt in ihre Einzelelemente auf und wird von der Seite gesehen zur völlig abstrakten Stele", sagt der Künstler.Wie Kammerichs' unverwechselbare Arbeiten, die in wichtigen Sammlungen in Europa, USA und Japan vertreten sind - darunter die Betonskulptur "Beethon" als Wahrzeichen der Stadt Bonn, entwickelt er auch die Marx-Skulpturen als Formen zwischen Abbild und Abstraktion, als bewegte Darstellung von Raum und Zeit. Begonnen hatte der berufliche und künstlerische Weg des heute 73-Jährigen mit einer Fotografenlehre und einem Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf. An der dortigen Fachhochschule war er Professor im Fachbereich Design. Im Jahr 1992 erwarben Klaus Kammerichs und Eva Weissweiler ein ruinöses landwirtschaftliches Anwesen in Demerath und wandelten es in ein Haus mit Wohnung, Atelier und Schreibstube um. HINTERGRUND Museum und Studienzentrum Karl-Marx-Haus Trier: Das Geburtshaus von Karl Marx (1818-1883) entstand als barockes Wohnhaus im Jahr 1727. Es wurde mehrmals um- und angebaut, 1928 von der SPD gekauft und 1968 der Friedrich-Ebert-Stiftung anvertraut. Heute werden in einem Dutzend Räumen die Haus- sowie Marx' Lebens- und Wirkungsgeschichte gezeigt. Es gibt einen Museums-Shop, ein Café und eine Gartenanlage im französischen Stil. Die Leitung hat die Professorin Beatrix Bouvier. Kontakt: Karl-Marx-Haus, Brückenstraße 10, 54290 Trier, Telefon 0651/970680, Fax: 0651/97068140, E-Mail info.trier@fes.de, Internet: www.museum-karl-marx-haus.de. Öffnungszeiten: November bis März: dienstags bis sonntags von 10 bis 13 Uhr und von 14 bis 17 Uhr sowie montags von 14 bis 17 Uhr; von April bis Oktober: dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr sowie montags von 13 bis 18 Uhr. (bb)

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