Farbige Bläser ohne Zugabe

GEROLSTEIN. Minutenlanger Beifall für gleichermaßen ernsthaft, frisch und schwungvoll interpretierte klassische Musik in der voll besetzten St.-Anna-Kirche: Im Rahmen der "MozartWochenEifel" führte die Junge Philharmonie Weißrussland unter Leitung von Michail Kosinez Mozart und Schubert auf.

Vor einigen Jahren veröffentlichte der "New Yorker" einen Cartoon, der alles sagte, was man über Mozart wissen muss. Dargestellt war eine trostlose, kaputte Landschaft, verschandelt mit dem Schutt der Zivilisation und bar jeglicher Zeichen für menschliche Kultur: "Leben ohne Mozart", stand darunter. Was täten wir ohne Mozart, in dessen Händen am Ende des 18. Jahrhunderts Sonate, Sinfonie und Oper eine in der Musikgeschichte unübertroffene geistige Tiefe und Vollendung erfahren haben, der vor Energie, Selbstbewusstsein und zuweilen vor Großspurigkeit strotzte? Kühle Kirche, leichte Bekleidung

Dank der Initiative "MozartWochenEifel" mit internationalen Ensembles und großartigen Solisten unter ehrgeizigen Dirigenten wird Mozart in der Eifel lebendig. Wie in der St.-Anna-Kirche in Gerolstein; die war bis auf den letzten Platz von 450 Menschen allen Alters besetzt. Dass sie den mehr als 50 Akteuren der Jungen Philharmonie Weißrussland am Ende möglicherweise Zurückhaltung vorgeworfen haben, mag allein daran liegen, dass sich das Ensemble ohne Zugabe entfernte. Was mit dem Blick auf die kühle Kirche und die leichte Bekleidung der Musiker aber verzeihlich ist. Also Mozart: die Ouvertüre zur Oper "Don Giovanni" mit Eleganz und Gefühl; das Violinkonzert G-Dur in subtilem Dialog von Soli und Tutti, wobei sich die Solo-Violine von Roland Baldini mit einer Vielzahl eigener Motive gegenüber dem Orchesterpart behauptet und die Bläser auf fantasievolle und farbige Weise eingesetzt werden. Auch Schubert stand auf dem Programm: Seine "Unvollendete", die sich im Bewusstsein des Publikums längst als vollkommenes Meisterwerk etabliert hat; deren ersten Satz der Dirigent der Jungen Philharmonie Weißrussland (Michail Kosinez, Rektor der Musikakademie Minsk) ungeheuer emotional spielen lässt und deren zweiter Satz Ruhe ausstrahlt - allerdings mit einigen überraschenden Energien der mächtigen Streicher und der choralartig strahlenden Bläser.Litauer kommen nach Waxweiler

Wer mehr Mozart und Musik will: Das nächste Konzert im Rahmen der MozartWochenEifel ist am Freitag, 25. November, 20 Uhr, im Bürgerhaus Waxweiler (siehe unten) mit dem Litauischen Kammerorchester und der Violinistin Yuki Manuela Janke.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort