Ferne Galaxien und blumige Kunst

ERNZEN. Die Astrophysikerin Silke Britzen nähert sich beruflich fernen Galaxien. Als Künstlerin setzt sie auf opulente Farben. Noch bis zum Frühjahr 2006 läuft eine Ausstellung mit zwölf ihrer Blumen-Bilder im Besucherzentrum Teufelsschlucht in Ernzen.

Blumen soweit das Auge reicht. Löwenmäulchen neben Tulpen, Mohn und roten Orchideen. Ein wahrlich bunter Reigen. Auf Eifler Wiesen sucht der Blumenfreund vergeblich nach solch einem Arrangement. Mehr von dieser Blumenpracht gibt es im Besucherzentrum Teufelsschlucht in Ernzen. Dort sind insgesamt zwölf blumige Werke von Silke Britzen zu sehen. Auf ein künstlerisches Vorbild will sie sich nicht festlegen. "Am wichtigsten ist es, seinen ganz eigenen Stil zu entwickeln", sagt die 38-jährige Künstlerin. Das hat sie offenbar geschafft. Nach mehreren Kursen an Kunstinstituten konnte sie 1999 ihre erste größere Einzelausstellung in Bonn eröffnen. Am liebsten trägt Silke Britzen unterschiedliche Malmittel auf die Leinwand auf, insbesondere Öl, Acryl und Pigmente. Unspektakulär ist deren Anwendung auf der Leinwand: "Die Ölfarbe verwende ich meistens direkt aus der Tube, ohne viel zu mischen", erklärt sie. Der besondere Clou bei den Arbeiten ist das Pigmentpulver. Eigentlich wird dieses mit verschiedenen Mal- und Bindemitteln zu Malfarbe verarbeitet. Nicht so bei Britzen. "Ich gebe das Pigment direkt auf die Leinwand", sagt sie. Da sie meistens im Freien malt, hinterlassen Farbe und Pigmente eine "unglaubliche Schweinerei" auf der heimischen Gartenerde und ihrer Kleidung. Doch der Dreck lohnt sich. Durch das Pigment-Verfahren erzielt Britzen ganz spezielle Effekte: Die Farben strahlen intensiver auf der Leinwand. Vor allem entsteht ein Kontrast zwischen der glänzenden Ölfarbe und dem pudrigen Pigment. Das Bild mit dem Titel "Garten im Herbst" ist ein Beispiel für diese Mischtechnik. Bei den Bildern "Tulpen und Forsythien" und den "roten Orchideen" scheint sich ein gewaltiger Farbrausch über den Betrachter zu ergießen. Auch die Fassade der väterlichen Imkerei in der Naturkundestation Teufelsschlucht hat die Künstlerin verschönert. "Hin und wieder lassen sich sogar Bienen auf dem künstlichen Blumen nieder", sagt Silke Britzen. Doch der erste Eindruck trügt. Britzen malt nicht nur Blumen. Einer ihrer Holzschnitte zeigt ein profanes Huhn. Für sie hat es eine besondere Bedeutung. "Ich habe es bei Bekannten gesehen und war fasziniert von ihm. Es sah aus wie ein laufender Holzschnitt, ich musste mich einfach künstlerisch mit ihm befassen", sagt die Künstlerin, die sich gerne an ihren Bildern "verausgabt". Ein paar Tage später wäre es zu spät gewesen. Kurz nach seiner Verewigung im Bild musste das Huhn diese Welt verlassen. Ein Nachbarshund machte ihm den Garaus. Ganz der Kunst hat sich Silke Britzen jedoch nicht verschrieben. Während sie als Künstlerin weiße Leinwände mit ausdrucksstarken Farben erstrahlen lässt, untersucht sie beruflich Schwarze Löcher. Britzen ist promovierte Astrophysikerin. Schon als Teenager wollte sie mehr über ferne Galaxien erfahren. Auschlaggebend für das naturwissenschaftliche Studium war dann auch ihr Forscherdrang und die Möglichkeit, Kunst als eine Art Ausgleich neben dem Beruf fortführen zu können. "Mit einem Kunststudium in der Tasche hätte mich das Max-Planck-Institut niemals an die teuren Teleskope gelassen", sagt Britzen. "Als Astrophysikerin darf ich hingegen jederzeit malen." Die blumigen Werke von Silke Britzen sind noch bis zum Frühjahr 2006 im Besucherzentrum der Naturkundestation Teufelsschlucht in Ernzen zu sehen. Bis zum 13. November ist dort täglich von 11 bis 17 Uhr geöffnet, danach nur sonntags von 11 bis 17 Uhr.

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