Furore mit meditativen Klängen

Zweimal schon war Iveta Apkalna in Trier, einmal spielte sie im Kloster Himmerod und in Zeltingen-Rachtig, und auch in Luxemburg war sie schon zweimal zu Gast. Für die Konzertreihe "Orgel-Furore" hatte man sie jetzt nach Bitburg eingeladen. Auch dort hatte das Publikum wieder Gelegenheit, nicht nur zu hören, sondern über Leinwand auch zu sehen.

 Schon zum siebten Mal in der Region. Die lettische Organistin Iveta Apkalna in der Liebfrauenkirche in Bitburg. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Schon zum siebten Mal in der Region. Die lettische Organistin Iveta Apkalna in der Liebfrauenkirche in Bitburg. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Bitburg. Iveta Apkalna war in den letzten Jahren schon häufig in der Region zu Gast. Nimmt man Luxemburg hinzu, war ihr Gastspiel in der Liebfrauenkirche in Bitburg der siebte Besuch, bei dem sie ihr Können präsentierte. Bekannt ist die lettische Künstlerin vor allem durch ihre Konzerte, die sie auf großen Instrumenten gestaltet. Diesmal sollte es aber mit der Winterhalterorgel, wie schon im Juni in Zeltingen-Rachtig (der TV berichtete), ein kleineres Instrument sein, auf dem sie ihre Kunst unter Beweis stellte.Die Serie der Bitburger Orgelkonzerte steht unter dem Titel "Orgel-Furore". Das impliziert auf den ersten Blick, dass es laut zugeht, virtuos, dass die berühmten Kompositionen erklingen, mit denen die Konzertbesucher von den Stühlen gerissen werden. Wer auf solche Musik aus war, der sollte in Bitburg teilweise enttäuscht werden. Unbestreitbar: Apkalna ist auch eine Virtuosin, sie kann mit Händen und Füßen über die Tasten fegen, dass dem Beobachter der Atem ausgeht. Das aber sollte in Bitburg nicht der Schwerpunkt des Konzertes sein. Vielmehr belegte Apkalna, dass man auch mit ruhigen Klängen, mit introvertierter Musik "Aufsehen erregen", eben Furore machen kann. Etwa mit Aivars Kalejs "Gebet" oder mit Arvo Pärts "Trivium" aus dem Jahre 1976. In sich gekehrt, meditativ, mit langen Tönen erklang diese Musik.Auch Mozart war Bestandteil des Konzerts

Aber natürlich gab es auch die andere Apkalna, die das Volumen der Orgel herausforderte, die kräftige Akzente setzte. Auch hierfür hatte sie mit Alfreds Kalniò{scaron} Fantasie in g-Moll ein Werk aus ihrer Heimat mitgebracht. Eine Komposition, die sehr an die deutsche Romantik erinnerte und der Orgel mit ihren obertonreichen Registern sehr entgegenkam. Im Gespräch nach dem Konzert bezeichnete Apkalna den Komponisten als den "lettischen Rheinberger". Wolfgang Amadeus Mozart findet sich häufig auf dem Programm der Künstlerin, und auch in Bitburg erwies sie ihm mit dem Rondo in D-Dur, KV 382, in der Bearbeitung von Christoph Kryer, und mit der "Phantasy on the Turkish March" von Stanley Weiner die Reverenz. Den Schlusspunkt sollte Johann Sebastian Bachs berühmte Toccata und Fuge d-Moll setzen. Auch hier kam es in angenehmer Weise nicht zu dem vielleicht erwarteten Feuerwerk der Orgelkunst. Sachlich, fast schon kühl, interpretierte Apkalna das BWV 565, lieferte keine Registrierorgien bis hin zum Tutti ab. Es lohnte sich, ihr zuzuhören.Wie fast immer bei den Konzerten der Lettin, stand auch in Bitburg eine Großbildleinwand im Chorraum der Kirche, so war es den rund 200 Konzertbesuchern möglich, die Organistin zu beobachten. Allerdings kann man der Kameraführung kein allzu großes Kompliment machen. Viele, gerade für den Orgellaien interessante Szenen, wurden nicht übertragen, erschienen durch zu träge Regie nicht im Bild. So musste man sich häufig mit Haltetönen im Pedal zufrieden geben, während bei den virtuosen Läufen die Hände gezeigt wurden. Man kann über Videoübertragung von Orgelkonzerten geteilter Meinung sein. Wenn sie aber schon durchgeführt wird, dann sollte man die Chancen nutzen. Insgesamt gehörte der Abend nicht, wie es vielleicht mancher erwartet hatte, in die Klasse "Orgel spektakulär". Aber gerade deshalb war es ein wertvoller Abend, der durchaus Furore machte.

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