"Irgendwo in Deutschland…"

WEISSENSEIFEN. Geschichten aus dem Leben. Kurios, tragisch und pubertär-vergeistigt: Das ist das neue Buch von Seep Jakobs "Der Lawinenschrank".

Geschichten, die den Leser - wie eine Lawine eben - überrollen können, ihn aber denn auch wieder freigeben - zum Nachdenken über sich selbst zum Beispiel. Der Schönecker Schriftsteller Seep Jakobs öffnete seinen "Lawinenschrank" am Samstag erstmals in der Galerie am Pi in Weißenseifen. Zwar gerät in seinen drei mal dreizehn Geschichten der eine oder andere Protagonist erheblich ins Schleudern und ringt nach Luft, nicht aber die nahezu 100 Besucher. Sie fühlten sich wohl: am Kaminfeuer der Künstlersiedlung wie in den Geschichten Jakobs'. Und während da draußen irgendwo am Pi noch ein Köter kläffte und Christiane Hamann von der Kraft des Mondes sprach, die all die Gäste sicher in die Galerie des dunklen Weißenseifener Waldes geführt hatte, machte sich Seep Jakobs‘ "Co" Bärbel Busch auf, ihren Teil am Buch zu erklären. Von ihr stammen die Illustrationen zu den 39 Geschichten, die der Autor im Verlaufe der vergangenen zwölf Monate zu Papier gebracht hat. Dass diese Co-Produktion letztendlich zustande kam, verdanken sowohl Seep Jakobs als auch Bärbel Busch dem Symposion 2002, wo sie sich kennenlernten und ihren kreativen Sachverstand vereinten.Missgeschicke in drei Kapiteln

Aus dem "Lawinenschrank" jedenfalls purzeln 39 Geschichten, die allesamt von Malheuren erzählen. Gelagert sind die Missgeschicke in drei Kapitel. In manchen Stücken ist der Unglücksgehalt kaum fühlbar - ja, sogar ein guter Ausgang scheint nahe. Doch dann kommt auch schon die große Keule, die alle Träume platzen lässt. In "Drei Richtige" zum Beispiel: Mit Hilfe von donnerstäglich startenden Kronkorkenziehungen in einer WG werden die Strippen gezogen für die Lotto-Ziehung am Samstag. Natürlich darf geträumt werden ("Die Million wird aber zusammen verbraten") - aber auch hier gibt es mehr Schaum als Traum. Sicher ist immer nur: "Irgendwo in Deutschland jubeln jetzt schon welche." Nur nicht in der Kronkorken-WG! Nach dem "Buch vom Kopp (Maro-Verlag, Augsburg 1994) und dem Roman-Debüt "Wartenarr" (Verlag Pi, Weißenseifen) ist "Der Lawinenschrank" das dritte Buch von Seep Jakobs. Der in Gießen lebende Autor überzeugt darin nicht nur als exzellenter Erzähler, sondern auch als famoser Schreiber mit Blick für die vermeintlich kleinen Ereignisse des Lebens, die - wie man dem neuen Werk genussvoll entnehmen kann - ebenso voller Überraschungen wie tragik-komisch enden können. Seep Jakobs: "Der Lawinenschrank", 39 Malheure, mit Zeichnungen von Bärbel Busch, 228 Seiten, Pi-Verlag Weißenseifen, 14,50 Euro, ISBN 3-8311-4871-6.

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