Keine Angst, es ist nur Jazz

PRÜM. Nur nicht aufgeben: Die Jazz-Initiative Eifel versucht seit Jahren, diese für viele eher sperrige Musik auch auf dem Land populär zu machen. Die Mitstreiter schaffen es dabei immer wieder, große Namen in die Region zu lotsen.

Eines seiner letzten Konzerte hat der im Juli verstorbene Posaunist Albert Mangelsdorff in Prüm gespielt, zusammen mit Piano-Partner Wolfgang Dauner. Ein Ausnahme-Abend vor großem Publikum im Saal des Prümer Kongresszentrums - und ein Erfolg der gastgebenden Jazz-Initiative Eifel. Das geht nicht immer so harmonisch aus: Als im Frühjahr der amerikanische Weltklasse-Schlagzeuger Adam Nussbaum mit dem deutschen Fleischer-Jünemann-Quartett vor geladenen Gästen im Bitburger Haus Beda musizierte, wussten viele, sofern man ihr schwatzend demonstriertes Desinteresse als Anhaltspunkt nimmt, ganz offenbar nicht, was sie da gerade verpassten. Trotzdem: Auch mit Jazz kann man in der Provinz Land gewinnen, finden zumindest die Aktiven der Initiative. Und man muss sie ja auch nicht alle kriegen. "Es ist halt eher etwas für eine kleinere Gruppe", sagt Rolf Mrotzek, Kontrabassist aus Holsthum und einer der beiden Gründer der Initiative. Jazzmusik könne man eben nicht mitsingen wie Volkslieder. Dennoch solle sie nicht auf einen kleinen, sich elitär-eingeweiht gebenden Zirkel beschränkt bleiben. Sondern: "Wir möchten bekanntes und hochklassiges präsentieren", sagt Mrotzek. "Aber nicht vor leeren Stühlen." Der 61-Jährige musiziert selbst, im Benno-Raabe-Trio. Die Initiative dirigiert er im Duett, zusammen mit Posaunist und Mitbegründer Hermann Nahrings, 40 Jahre alt, Mitglied im Musikverein Prüm und regelmäßig Gastmusiker bei vielen Kollegen. "Was uns antreibt, ist der pure Wahnsinn", sagt Nahrings. "Das ist wie eine Virusinfektion", ergänzt Mrotzek. "Wenn man einmal von der Musik erwischt worden ist, dann wird man sie nicht mehr los."Neues Projekt ist "kinderleicht"

Virus, Wahnsinn, was auch immer: Die beiden fanden nach langer Inkubationszeit vor einigen Jahren zusammen, gründeten zur Selbstheilung die Initiative und sind seitdem dabei, die Eifel für den Jazz zu erschließen. Rund 100 Mitstreiter haben sie bislang gefunden - "eher mehr, wenn ich mir meine Telefonliste anschaue", sagt Nahrings. Zahlende Mitglieder seien dabei oder Freunde, die anderweitig mithelfen, "indem sie Türen öffnen, Bier zapfen oder ein Instrument stellen", sagt Mrotzek. Gelegenheiten dazu bietet die Initiative immer wieder: Nicht nur Konzerte mit deutschen und internationalen Stars gehören dazu, auch musikalische Benefizaktionen für die Opfer der Flutkatastrophe, für krebskranke Kinder, für das Rote Kreuz oder die Prümer Basilika. Die Initiative bietet außerdem Workshops, ein Band-Coaching für den Wettbewerb "Jugend jazzt", und sie engagiert sich auch sonst in der musikalischen Jugendarbeit. "Dazu arbeiten wir mit Gott und der Welt zusammen", sagt Nahrings, und zählt einige Kollaborateure auf: Volkshochschule, Musikschulen, Musikvereine, Ortsgemeinden, kurz "alles, was sich nicht wehrt". Jüngstes Projekt: "Kinderleicht" - Jazz für kleine Hörer im Vor- und Grundschulalter. "Da stricken wir gerade dran", sagt Mrotzek. Auch die nächsten Konzerte sind bereits in Arbeit. Ein "absoluter Höhepunkt", sagt Nahrings, sei zum Beispiel der Auftritt des Kölner Nils Wogram-Septetts im Oktober in Prüm.

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