Lerner trägt dick auf

ANTWEILER/WEISSENSEIFEN. (bb) Der Maler, Grafiker und Bildhauer Titus Lerner stellt in der Alten Mühle in Antweiler aus. Gezeigt werden "Menschenbilder" in Öl, aus Terrakotta oder Bronze und auf Papier. Im Sommer leitet der Künstler das Symposion in Weißenseifen.

Wer Gelegenheit hat, den ehemaligen Kornspeicher der Alten Mühle in Antweiler (Kreis Ahrweiler) zu besuchen, spürt es beim Eintreten: Dort macht der Besucher sich nicht allmählich und vorsichtig mit den Exponaten vertraut. Dort kommt Kunst nicht auf leisen Sohlen. Vor allem die großformatigen Kopfbilder sind in ihrer Dynamik und Direktheit sofort präsent. Wenn auch der Aachener Professor Wolfgang Domma in seiner Laudatio von der Vorliebe des im kleinen Eifeldorf Spessart (Kreis Ahrweiler) lebenden Künstlers für ausgedehnte Spaziergänge durch Wälder und Wiesen berichtet: Dort finden sich keine Darstellungen von alltäglichen Lebenswelten und auch keine landschaftlichen Szenerien. Titus Lerner reduziert und beschränkt, konzentriert sich auf das Wesentliche, vernachlässigt jedwede Äußerlichkeit. Die Menschen auf seinen Bildern sind nackt. Das habe mit Ursprünglichkeit zu tun, auch mit Ungeschütztheit und Verletzbarkeit, erläutert Domma. Titus Lerner trägt dick auf. Will heißen, die Schichtungen der einzelnen Farblagen nehmen zu, die Farbigkeit tendiert zur Explosion. Seine klassischen Blau- und Rottöne hat der Künstler um Grün, Gelb und Magenta ergänzt. Andererseits: Den Köpfen und Figuren hat Titus Lerner Blick und Haltung gegeben, die Würde, Ruhe und Besinnung ausstrahlen. "Nun hat die Anzahl seiner Einzelausstellungen die Zahl seiner Lebensjahre überholt", sagt Professor Domma mit dem Blick auf das Schaffen des 50-Jährigen. Bei der Eröffnung der 55. Ausstellung in der Alten Mühle ließ der Redner sich von Sinnsprüchen leiten, die Lerner überall in seinem Atelier an die Wände geschrieben oder geklebt habe. So auch diesen von Caspar David Friedrich: "Der Maler soll nicht bloß malen, was er vor sich sieht, sondern auch, was er in sich sieht." Titus Lerner arbeitet bevorzugt in Serien. Sein Thema ist der Mensch, seit er 1978 freiberuflich zu arbeiten begann. Der aus dem Westerwald stammende Künstler ist in der Region Trier kein Unbekannter: Seit 1983 wird er durch die Wittlicher Galerie Bose vertreten. Im vorigen Jahr stellte er in Wittlich und in der Europäischen Kunstakademie in Trier aus (der TV berichtete). Im Sommer wird er zum dritten Mal das Symposion in Weißenseifen leiten. Vom aktuellen Ausstellungsort sind Titus Lerner und die Vernissagengäste angetan. "Hier kommen seine mächtigen Frauen so richtig zur Geltung" , sagt ein Besucher. Hausherr Ewald Gillig, dessen Urgroßvater die Mühle erbaute, freut sich über die Zusammenarbeit mit dem Kunstförderverein Eifel-Art. Vor zwei Jahren hat er den ehemaligen Kornspeicher in einen schönen Versammlungsort verwandelt. Die Menschenbilder-Ausstellung ist die zweite in Zusammenarbeit mit Eifel-Art. Im Rahmen der Ausstellung findet am Freitag, 17. Juni, um 20 Uhr ein Gesprächskonzert mit Almut Steinhausen (Violine) und Robert Nicolayczik (Cello) statt. Am Sonntag, 19. Juni, ist Titus Lerner ab 11 Uhr zum Künstlergespräch anwesend. Am Samstag, 25. Juni, steht um 19.30 Uhr eine Tanzperformance zum Thema Menschenbilder auf dem Programm. Die Ausstellung "Menschenbilder" ist bis zum 26. Juni zu sehen, und zwar donnerstags bis samstags von 15 bis 19 Uhr sowie sonntags von 11 bis 16 Uhr. Weitere Infos: Dietlind Greifenhagen (Eifel-Art), Zum Eckernbaum 32, 53518 Adenau, Telefon 02691/1200; Titus Lerner, Ringstraße 10, 56746 Spessart, Telefon 02655/4290.

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