Malen mit Körpereinsatz

KÖRPERICH/KÖLN. Bereits einige tausend Bilder hat der junge Eifeler Künstler Dieter Nusbaum in seiner Karriere gemalt. Eine nicht zu bremsende Lust am Experimentieren lässt ihn immer wieder neue Techniken und Materialien ausprobieren.

Kompressorkrach und laute Musik gehören dazu, wenn Dieter Nusbaum sich an die Arbeit macht. Parallelen zur Baustellenarbeit sind bei den Malaktionen des Körpericher Künstlers nicht von der Hand zu weisen. Kompressor betriebene Spraypistolen, Spachtel und besengroße Pinsel am Stiel gehören für Nusbaum zum Handwerkszeug. In seinem Scheunenatelier im Heimatdorf Körperich kann er auf großen Leinwänden seiner künstlerischen Energie freien Lauf lassen.Abstraktion statt braver Aquarelle

Bereits in jungen Jahren hat Nusbaum sein malerisches Talent entdeckt. Begonnen hat er mit Zeichnungen für die Schülerzeitung. "Ich wollte immer Kunst studieren", sagt er. Seine anfänglichen Bedenken, die Aufnahmeprüfung an der Kunsthochschule nicht zu schaffen, haben sich nicht bestätigt. In Lüttich hat er drei Jahre lang freie Malerei studiert. Heute ist er nicht nur in der Eifel in Kunstkreisen bekannt.Nusbaum hat auch ein Atelier in Köln, wo er sich den Großteil der Woche aufhält. "Es war mir immer wichtig, ein eigenes Atelier zu haben", sagt Nusbaum. "Da kann man sich ausbreiten und muss nichts wegräumen." In Köln hat er auch eine Galerie gefunden, die seine Werke ausstellt.An sein erstes Ölbild kann Nusbaum sich noch genau erinnern. "Das war eine alte Ölkanne, die ich an der Uni gemalt habe", sagt der Körpericher. Von reinen Ölbildern hat sich der Künstler längst entfernt. Ebenfalls von reinen figürlichen Darstellungen. Seine neueren Bilder stellen eine Mischung aus Siebdruck, Spray- und Pinseltechniken dar.Zur Zeit arbeitet Nusbaum gemeinsam mit seinem englischen Freund und Malerkollegen Marc Spink (Bühnenmaler an der Royal Opera in London) an einem Projekt besonderer Art. Das neue Projekt erinnert an den Pop-Art-Stil von Andy Warhol aus den Sechzigern. "Aber das hier ist wieder ein ganz besonderer Stil", erklärt Nusbaum. "Es ist in Versuch, verschiedene Materialien zusammenzubringen." Zum Beispiel werden Aluminium- und Holzteile ins Bild integriert und geben dem Werk somit eine dreidimensionale Gestalt zum Anfassen. Alte und neue Elemente sollen gemischt werden. Das Projekt verspricht ein Erfolg zu werden. Nusbaum: "Es klappt sehr gut." Die Ideen sprießen.Die Farbe ist natürlich noch immer das wichtigste Element. Abwechselnd arbeiten die beiden Maler mit Sprays, Quasten und Pinseln an einem Werk. Jeder bringt seine Ideen ein, der andere reagiert jeweils darauf. Dreißig Schichten Farbe auf einem Bild sind deshalb keine Seltenheit. Zum Teil werden die Schichten dann wieder aufgerissen, das Innere des Bildes sozusagen nach außen getragen. Es geht nicht zimperlich zu in Nusbaums Maleratelier. "Wir malen keine braven Aquarelle oder Landschaften", spricht er auch für seinen Freund. "Das Motiv ist eigentlich vollkommen egal. Es geht um die Malerei an sich", erklärt der Künstler.Ganz verzichten will Nusbaum allerdings auch bei seinen abstrakten Werken nicht auf ein Objekt. Es sollen keine reinen Farbkompositionen sein. So integriert er anatomische Zeichnungen, Tier- oder Objektabbildungen. Nusbaum erhebt keinen Anspruch auf eine tiefgründig Bildaussage. Bei seinen Werken ist auch immer eine Spur Provokation dabei, gesteht Nusbaum. Zielgruppe seien junge, moderne Leute mit Kunstverstand.Schlechte Bilder werden zerstört

In seiner Malerkarriere hat Nusbaum bereits einige tausend Bilder gemalt. Bekannt ist er dem ein oder anderen durch seine Kuhbilder. "Richtig gute Kühe waren nur die ersten", gesteht er im Rückblick ein.Nusbaum ist immer auf der Suche nach neuen Ideen, Materialien oder Maltechniken. "Ich denke immer, das was ich vorher gemalt habe ist Schrott. Der Reiz besteht darin, was Neues auszuprobieren", sagt der Künstler. Jedes Bild habe seine eigene Magie und ließe sich kein zweites Mal malen. Schlechte Bilder werden auch schon mal zerstört, inspirieren ihn aber sofort zu etwas Neuem.Bis Ende 2004 stellt Dieter Nusbaum seine Bilder in Frankfurt im "Inter City Hotel" aus. Auch plant er im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz 2004 eine Ausstellung in Holsthum in Zusammenarbeit mit der Jazz-Initiative Eifel.

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