Medienkompetenz ist das A und O

DAUN. (vog) Über Gewalt in den Medien wurde beim Krimifestival "Tatort Eifel" diskutiert. Jugendschutz-Experten der Fernsehsender und Kultusministerin Doris Ahnen stellten mehrere Präventiv- und Kontrollaktionen vor. Von Eltern und Schule fordern sie Unterstützung in Sachen "Medienkompetenz".

Darüber, was Medienkompetenz ist, gibt es Bücher mit Hunderten Erklärungen und ebenso viele Seiten im Internet. Im Wesentlichen geht es darum, den Umgang mit Medien wie Fernsehen, Radio oder Internet zu verstehen, zu hinterfragen und aussortieren zu können. In Daun wurde das Thema "Gewalt in den Medien" explizit in Bezug auf Kinder- und Jugendschutz angepackt. Moderator Gerald Keßler, Leiter des Trierer SWR-Studios, sprach mit Experten. Friedemann Schindler von der Landesstelle "Jugendschutz.Net" bearbeitet jedes Jahr mehr als 3500 Beschwerden, die über die Hotline eingehen. Für Schindler sind medienkompetente Jugendliche das A und O. Grund: Nur zehn Prozent des Internetangebotes unterliegt dem deutschen Recht. Schindler: "In den USA sind Neonazi-Publikationen mehr oder weniger zugelassen und weltweit abrufbar." Er empfiehlt, so genannte Gästebücher zu nutzen und darin seinen Unmut über die Seite kundzutun. Außerdem weiß er von etlichen Jugendlichen, die erfolgreich mit persönlichen Beschwerden direkt bei den Providern waren. Birgit Gönlich von der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) kümmert sich um Inhalte und deren Umsetzung in Kinofilmen, DVDs oder Videos. "Wird in einem Film Selbstjustiz gezeigt, geben wir ihn erst ab 16 Jahre frei, weil dann die Persönlichkeit so weit entwickelt sein soll, dass zwischen Fiktion und Realität unterschieden werden kann", erklärt sie. Keßler packt das heiße Eisen Harry Potter-Filme an, die - trotz Gruselszenen - ab sechs Jahre freigegeben sind. Gönlich: "Wir haben das Problem gesehen, aber es gibt bei Harry Potter viele gute Ansätze und drei Antihelden. Die positiven Szenen überwiegen eindeutig."Alles vor 20 Uhr muss familienverträglich sein

Die FSK-Frontfrau findet aber, dass der Schutzgedanke im Vordergrund stehe. Für die Zukunft fordert sie "ein Zusammenwachsen von gesetzlichem Jugendschutz und FSK". ARD und ZDF haben sich den Jugendschutz schon lange auf die Fahnen geschrieben. In mehreren Aktionen arbeiten sie daran. Susanne Riche, ZDF-Jugendschutz, erklärt: "Alles, was vor 20 Uhr kommt, muss für die gesamte Familie erträglich sein." So würde in der Kindernachrichtensendung "logo" zwar über Gewalt, beispielsweise im Irak, geredet, diese aber nicht gezeigt. Kessler fühlt ihr auf den Zahn: "Soll man Gewalt generell nicht darstellen?" Riche antwortet: "Auf die Art kommt es an. Wird Gewalt in allen Facetten gezeigt, müssen auch positive Alternativen aufgezeigt werden." Dr. Uwe Rosenbaum, SWR-Landessendedirektor, erklärt, dass beispielsweise jede Folge der Krimiserie "Tatort" vor der Ausstrahlung auf den Prüfstand kommt. "Wenn da zu viel Gewaltszenen drin sind, was auch mal vorkommt, dann wird er auf 23 Uhr gelegt", sagt Rosenbaum. Er fordert die Eltern in Sachen Medienkompetenz zur Mitarbeit auf. Wichtig sei, dass Eltern ihre Kinder mit den Medien nicht alleine lassen. Sie sollten gemeinsam Filme anschauen und im Gespräch darüber bleiben. Kultusministerin Doris Ahnen schlägt in die gleiche Kerbe, allerdings auch in Bezug auf die Schulen. Sie sagt: "Wir müssen den Jugendlichen beibringen, filtern zu können."

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