Petrus ist ein Opernfan

MANDERSCHEID. Schon zum zweiten Mal gab es auf der Turnierwiese an der Niederburg in Manderscheid eine Opernaufführung unter freiem Himmel. Nach Nabucco vor zwei Jahren war es diesmal "Die Zauberflöte", die vom Publikum mit Begeisterung aufgenommen wurde.

"Dieser Abend war ein unvergessliches Erlebnis", so lautet übereinstimmend die Reaktion von Hildegard Klessinger aus Minheim und Christiane Hahn aus Salmtal. Die beiden Leserinnen waren die Gewinnerinnen der beiden Statistenrollen, die der TV für die Open-Air-Aufführung der Oper "Die Zauberflöte" von Wolfgang Amadeus Mozart auf der Manderscheider Turnierwiese gewonnen hatten. Aber nicht nur die beiden Damen waren von diesem Opernabend begeistert, sondern das gesamte Publikum. Kräftigen Beifall, immer wieder mit Bravorufen durchsetzt, gab es für die Akteure, die auf der Bühne und im Orchesterzelt die derzeit meistgespielte Oper des berühmtesten Geburtstagskindes dieses Jahres interpretiert hatten. Ein wenig hatte es im Vorfeld Verwirrung gegeben, wer denn nun die Aufführung, die der Trierischen Volksfreund präsentierte, gestalten würde. Mal war von der Prager Kammeroper die Rede, mal vom Musiktheater Lódz. Die Lösung des Rätsels ist dabei relativ einfach. Die veranstaltende Firma Aktiv Event tourt derzeit mit beiden Ensembles durch die Republik, und beide bringen das KV 620 zur Aufführung. In Manderscheid waren es die polnischen Musiker, die den Abend gestalteten und sich daran erfreuen konnten, dass Petrus offensichtlich auch ein Opernfan ist. Trockenes Wetter und im Vergleich zu den Vortagen relativ angenehme Temperaturen schufen äußerst günstige Voraussetzungen. Dass man von einer Wanderbühne nicht unbedingt ein aufwändiges Bühnenbild erwarten kann, versteht sich von selbst. Hier hatte Anna Bobrowska-Ekiert eher Bescheidenheit walten und die notwendigen Effekte mehr durch geschickte Beleuchtung hervorrufen lassen. Anders bei den Kostümen, die geschmackvoll und als durchaus opulent zu bezeichnen sind. Die Umsetzung des Stoffes verantwortete Regisseur Tadeusz Piszek, der sehr konservativ mit dem Sujet umging. Es gab keine Überraschungen, mit denen er dieses fantasievolle Märchen etwa in ein künstlich modernes Korsett presste. Lediglich die Schlange im ersten Bild erinnerte eher an einen Spielzeugdinosaurier denn an ein gefährliches Untier. Die Leistung der Akteure war über weite Strecken äußerst beachtlich. Die Hauptrollen waren mit Tadeusz Garbarczyk als Tamino und Tomas Rak als Papageno beeindruckend besetzt. Sylwia Struginska konnte als Papagena strahlen. Auch Jerzy Ostapiuk als Sarastro konnte mit sonorem Bass seiner Rolle gerecht werden. Die Figur der "Königin der Nacht" ist vor allem natürlich durch die berühmte Arie "Der Hölle Rache" mit ihren halsbrecherischen Koloraturen in schwindelerregenden Höhen bekannt geworden. Dorota Sobieska hatte redliche Mühe, die von Mozart gestellten Anforderungen zu erfüllen, wobei man ihr zugute halten muss, dass die klimatischen Verhältnisse in der Eifel für eine solche Partie unter freiem Himmel nicht gerade optimal sind. Nicht ganz so überzeugend agierte das Orchester des polnischen Musiktheaters, das unter der Leitung von Andrzej Knap stand. Hier waren doch vor allem bei den Streichern Mängel in der Intonation unüberhörbar, und auch die Präzision bei den Einsätzen hätte um einiges höher ausfallen können. Den Holzbläsern allerdings darf man die Anerkennung nicht verweigern. Sie stachen wohltuend aus dem Gesamtbild heraus. Insgesamt war es ein sehr befriedigender Abend, dessen Besuch sich lohnte.

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