"Pflasterpflanze" wurzelt in der Eifel

HALLSCHLAG. Martina Kempff hat einen historischen Roman über die Mutter Karls des Großen geschrieben, der am 24. März im Piper-Verlag erscheint. Das Besondere: Die Handlung spielt zum großen Teil in Prüm und Mürlenbach. Die Autorin lebt seit zwei Jahren in Hallschlag und liest am 1. April aus ihrem Buch "Die Königsmacherin" vor.

Die Holzscheite knistern im Kamin, draußen bedeckt harschiger Schnee das Gras. In Martina Kampffs urigen Holzhaus stapeln sich die Bücher in den Regalen. Fachliteratur über Karl den Großen füllen zwei Regale. Drucke manessischer Handschriften hängen gerahmt an der Wand, eine Erinnerung an ihre Mutter. Moderner Gegensatz zum rustikalen Ambiente: der Flachbildschirm, der auf ihrem Schreibtisch steht. Martina Kempff ist eine Weltenbummlerin. Sie ist aber auch heimatverbunden. Denn es war die Sehnsucht nach ihrer Muttersprache, die sie schließlich von Amsterdam wieder nach Deutschland trieb. Zuvor hatte sie ihrem Journalisten-Alltag (siehe Hintergrund) adieu gesagt und verschwand auf die griechische Insel Paros. Sie war es satt, nur als Diplomatentochter und später als erfolgreiche Journalistin gesehen zu werden. "Ich fand das so toll in Griechenland. Da war ich Mensch. Die Leute haben mich so gesehen, wie ich bin", sagt sie.Neun Jahre Griechenland, elf Jahre Amsterdam

Als Journalistin ist sie viel herumgekommen. Die Karrieretreppe erklomm sie Stück für Stück, bis ihr Verleger Helmut Burda die Chefredaktion für das Magazin "Elle" anbot. Kempff lehnte dankend ab. "Da hätte ich dann ja nicht mehr schreiben können", begründet sie ihre Wahl. Außerdem habe sie ein bißchen Angst vor der Verantwortung gehabt, sagt sie. Kempf schreibt Romane. Zunächst ohne Erfolg. Ihren ersten Roman, den sie in Griechenland schreibt, möchte keiner haben. Auch weitere versauern in der Schublade. Um sich über Wasser zu halten, jobbt sie in Restaurants, übersetzt Texte und Bücher (sie spricht vier Sprachen) und erteilt Sprachunterricht. Nach neun Jahren Griechenland zieht sie nach Amsterdam und bleibt dort elf Jahre. Der Liebe wegen. Dort entstehen ihre beiden Bücher "Die Marketenderin" und "Die Rebellin". Doch dann hat sie Sehnsucht nach Deutschland. "Mir fehlte der deutsche Sprachraum", sagt die Autorin. Sie besucht einen Bekannten in der Eifel und bleibt. Der Liebe wegen. Doch diesmal hat kein Mann Schuld, sondern ein kleines Blockhaus nahe Hallschlag. "Also, wenn ich das schöne Haus nicht gefunden hätte und diese total netten Leute um mich herum, wäre ich nicht geblieben", sagt die 55-Jährige. Die Ruhe und Einsamkeit gefallen ihr sehr gut. "Ich bin möglicherweise doch keine Pflasterpflanze", sagt die Autorin, die als Journalistin lange Zeit in Berlin lebte. Auch in der Eifel bleibt sie ihrer Angewohnheit treu, ein Buch über eine starke Frauengestalt zu schreiben, die dort gelebt hat. Auf diesem Weg lernt sie Land und Leute kennen und die Geschichte. "Ich wollte die Eifel kennen lernen und fragte meine Nachbarn, ob es hier historisch gesehen interessante Frauen gegeben habe", berichtet sie, wie sie auf die Idee kam, über die Mutter Karls des Großen einen Roman zu schreiben. Dann begann die "Knochenarbeit", wie Kempff es nennt. An die 30 Bücher Fachliteratur hat sie studiert, im Internet recherchiert und vor Ort. Hat sie alle Quellen angezapft, braucht sie zum Schreiben nur sechs bis sieben Wochen. Dann ist sie vor allem nachts aktiv. Entspannung findet sie beim Joggen, Wandern oder Schwimmen im Fischweiher. Auf dem Stepper auf Ideensuche

Bei schlechtem Wetter steigt sie auf ihren Stepper oder zieht ein paar Bahnen auf ihrem Rudergerät im Zimmer und denkt über weitere Projekte nach. Eins davon ist die Fortsetzung der geplanten Triologie über berühmte Karolingerfrauen. Denkbar wäre ein Roman über die letzte Geliebte Karls des Großen, verrät Kempff. Und so lange sie noch genügend romantaugliches "Futter" in der Eifel findet, wird sie in ihrem gemütlichen Holzhaus nahe Hallschlag bleiben. Sofern sie die Liebe nicht wegtreibt. Der Geschichtsverein Prümer Land und der Piper Verlag laden für Freitag, 1. April, um 19 Uhr ins Konvikt Prüm (Kapelle) zur Vorstellung des Buchs ein. Die Autorin wird aus ihrem Roman "Die Königsmacherin" lesen. Die Veranstaltung ist zugleich der Auftakt zum Kaiser Lothar-Jahr 2005.

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