Schaurig schön

KERPEN. Gänsehaut pur, garniert mit Schockmomenten und schaurigen Geschichten: die Gruselnacht in Kerpen. 200 Zuhörer waren begeistert von den Gruselgeschichten, die fünf Autoren an vier unheimlichen Orten vorlasen. Schreckgestalten und uriges Gemäuer sorgten für perfektes Ambiente in der lauen Sommernacht.

"Ahhhhhhhhh!!!" - viele Frauen schreien erschrocken auf, als sie nach der Lesung die alte Mühle verlassen. Am Fuß der Holzsteige hat sich im Schatten eines Mauervorsprungs ein Gespenst versteckt. Von Geisterhand im Halbdunkel berührt - das lässt Damenherzen rasen und Ehemänner zu tapferen Rittern werden. Beschützend greifen sie nach den zitternden Händen ihrer Frauen. Dann befreiendes Gelächter. Die rund 200 Besucher kommen beim "Abendgrauen - der langen Gruselnacht" voll auf ihre Kosten. Simone Roos aus Pickließem schaut sich auf dem Weg zum Burgsaal um. Spinnweben am Kronleuchter und Treppengeländer. Ihr Fazit: "Ganz toll, und die Geschichte von Carola Clasen hat mir am besten gefallen." Bei der Horrorgeschichte von Autor Carsten Sebastian Henn gehen die Meinungen auseinander. Beate Jenniges aus Steffeln findet die makabere Weinherstellung - ein Ahrwinzer peppt den Rotwein mit Jungfrauenblut auf - "echt klasse". Ihre Freundin Ulla Huschke aus Bochum widerspricht: "Das war mir zu pathologisch." Für Alois Schmitt aus Castrop-Rauxel hingegen ist diese Gruselgeschichte der Favorit des Abendgrauens. Sein 17-jähriger Filius Manuel bilanziert die Veranstaltung mit "ziemlich genial". Michael Peschen van Issum aus Hillesheim meint: "Die Veranstaltung ist gut für die Region. So ein Ereignis findet man so schnell nicht woanders." Karin Meyer aus Gindorf ist von der perfekten Atmosphäre in den urigen Gemäuern fasziniert: "Auch wenn mich das Gespenst von der Seite erschreckt hat. Und der Sensenmann auf dem Pferd war auch nicht schlecht." Autor Ralf Kramp lässt im Spukhaus "A Widuasch" im Ortskern den Vampir Mattes in seiner Geschichte sein Unwesen treiben und zieht die Zuhörer in den Bann. Draußen holt "Gespenst" Jacqueline Schmitt tief Luft und stößt einen schrillen Schrei aus. Schreckensschreie, dann dringt Gelächter von innen durch die mit Brettern zugenagelten Fenster auf die Dorfstraße. Nur wenige Meter weiter gruselt Autor Manfred Lang die Besucher. Bis eine finstere Schreckgestalt mit einem dicken Holzhammer ausholt und gegen die Tür der "Alten Schreinerei" schlägt. Ein Poltergeist stampft derweil lautstark die Treppe zum Burgsaal hinauf. Autor Michael Siefener lässt gerade seine fiktive Gestalt Gregor auf den Kapuzenmann treffen. Der Poltergeist nimmt keine Rücksicht. Er reißt die Tür auf - und die Zuhörer erschrocken ihre Augen und Münder. Renate Kuhlmann bringt später, entspannt auf dem Burghof stehend, den Kick der Veranstaltung auf den Punkt: "Das Gruseln findet ja im Kopf statt, durch das Hören der Geschichte. Diese Ausgeburt der Phantasie ist eine intensive Dimension des Gruselns." Während viele sich im "Kleinen Landcafé" nach den Strapazen der Gruselnacht stärken, versprechen die Besucherinnen Roos und Meyer: "Wir kommen auf jeden Fall wieder. Der Weg hat sich gelohnt". Infos: www.kerpen-eifel.de.

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