Wider die Wagnersche Wucht

DUDELDORF. Konzentration aufs Wesentliche: Am 10. September präsentiert die Kyllt(o)ur auf Burg Dudeldorf den "Fliegenden Holländer" von Richard Wagner. Ein Streichquartett, eine Hammondorgel und ein Schauspieler wollen den Geist der Oper herauskitzeln.

Wagner-Puristen werden nicht erfreut sein. Das sollen sie auch gar nicht, denn das "Weshalb-Forellen-Quartett" hat am Samstag, 10. September, auf Burg Dudeldorf mit fliegenden Holländern anderes im Sinn als der umstrittene Großmeister. "Normale" Inszenierungen arbeiten mit einem etwa 60-köpfigen Orchester, mindestens 30 Chorsängern und den sechs Sängern für die Hauptrollen. "Wagner Opern sind immer eine Wucht - nicht nur an Klang, sondern auch an Emotionalität", sagt Christian Strässle vom "Weshalb-Forellen-Quartett". Der Hörer laufe rot und blau an. Fünf Musiker ersetzen 60-köpfiges Orchester

Die Neuinszenierung mit zwei Violinen, Bratsche und Cello, Peter Scheidegger an der Hammondorgel und Herwig Ursin als Schauspieler wird am kommenden Samstag eine gute Stunde lang mit dem Gigantismus der Wagner-Oper kämpfen. Das Thema bleibt das gleiche: Der fliegende Holländer ist auf ewig dazu verdammt mit seinem reich beladenen Schiff durch die Weltmeere zu kreuzen. Nur die bedingungslose Liebe einer Frau kann ihn von diesem Schicksal erlösen - ein Musiktheater um Verdammnis, unendliche Einsamkeit und letztlich die Erlösung in der Liebe. Auch Zuschauer, die nicht mit dem Stoff vertraut sind, sollen auf Burg Dudeldorf der Geschichte folgen können. "Mit nur fünf Musikern und einem Schauspieler wird Wagner zu einer persönlichen Angelegenheit", sagt der Violinist Strässle. Die Oper werde eingedampft. Die Interpretation will den wagnerschen Pathos und seine Humorlosigkeit unterwandern. Die bis zur Unglaubwürdigkeit aufgebauschten Gefühle sollen wieder zu sich selbst zurückfinden. Trotz des ironischen Untertons sei sie jedoch keine Verballhornung, auch der Pathos sei nicht völlig weg. "Wir wollten ja nicht eine blöde Arie spielen, sondern ihren Geist herauskitzeln", sagt Strässle. Es gehe um eine andere Sichtweise auf die Musik - eine etwas distanziertere. So spielt die Geigerin Monika Camenzind mal die Rolle der Senta, kommt aber auch wieder heraus, um andere Funktionen zu übernehmen. Stößt die Inszenierung an die Grenzen ihrer Möglichkeiten, darf Neues, Witziges und Verlorenes entstehen. "Nietzsche hat gesagt, Wagner kann man nur mit ruinierter Stimme singen", zitiert der Violinist. "Wir ruinieren uns." Und das mit einer gewissen Lust an der Irritation. Strässle freut es, wenn etwas nicht ganz so kommt wie erwartet. Es ist das Spiel, der Zufall, der den Reiz des Stücks ausmacht. Zu einem Schritt ins ungewisse Jenseits des klassischen Ideals lädt am Samstag, 10. September, ab 20 Uhr die Kyllt(o)ur ein: Das "Weshalb-Forellen-Quartett", Peter Scheidegger (Hammondorgel) und Herwig Ursin als Erzähler und Schauspieler präsentieren auf Burg Dudeldorf Richard Wagners Oper der Fliegende Holländer.

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