Zwiespältige Abendmusik

Die Musik spielt nicht nur in den Zentren unserer Region. Auch an den Rändern wird etwas geboten, wie man an der Konzertserie "Bleialfer Kirchenmusik" sehen kann. Allerdings hinterließ die kleine geistliche Abendmusik für Sopran und Orgel einen zwiespältigen Eindruck.

 Zwei sehr unterschiedliche Akteure gestalteten die geistliche Abendmusik in der Bleialfer Pfarrkirche: Martina Garth und Volker Krebs. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Zwei sehr unterschiedliche Akteure gestalteten die geistliche Abendmusik in der Bleialfer Pfarrkirche: Martina Garth und Volker Krebs. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Bleialf. Eine kleine, aber feine Serie von geistlichen Konzerten hat sich in der katholischen Pfarrkirche St. Maria Himmelfahrt etabliert. Verantwortlich für die Serie ist Dekanatskantor Volker Krebs. Es sollen in erster Linie keine reinen Orgelkonzerte sein, die nur eine ganz bestimmte Schicht von Musikfreunden ansprechen. Im zweiten Konzert der diesjährigen Reihe belegte Krebs jedoch, dass sein Instrument, auch wenn es nicht zu den großen gehört, klanglich durchaus einiges zu bieten hat. Felix Mendelssohn Bartholdys Sonate Nr. 2, Opus 65, oder auch Dietrich Buxtehudes Präludium und Fuge in D erklangen sehr ansprechend, musikalisch durchdacht und technisch überzeugend dargestellt. Sicheres Gefühl für die Affekte

Einen Gradmesser für das technische Können eines Organisten stellen immer wieder die Triosonaten von Johann Sebastian Bach dar. Auch hier brauchte Krebs sich nicht zu fürchten, nahm die Sonate Nr. 5 in C-Dur, BWV 529, ins Programm auf. Mit sicherem Gefühl für die Affekte interpretierte er dieses Concerto, und lediglich im dritten Satz opferte er ein wenig seiner Sicherheit der Virtuosität.Wie anders die Teile des Konzertes, als die Orgel nicht mehr die Hauptrolle spielte. Martina Garth aus Brauneberg an der Mosel nimmt für sich in Anspruch, Konzert- und Oratoriensängerin mit professioneller Ausbildung an den Hochschulen von Köln und Hannover zu sein. Mit Werken unter anderem von Georg Friedrich Händel, Johann Sebastian Bach, Giacomo Puccini und Nicolas Jacques Lemmens sollte Garth das Programm bereichern. Das erste, was auffiel, war die absolut überzogene Lautstärke, mit der sich Garth schon an Händels "Dank sei dir, Herr" wagte. Sie schien sich in einer Kathedrale zu wähnen, statt in einer nicht übermäßig großen Pfarrkirche. Auch Stimmsicherheit und Intonationsreinheit waren keine Prädikate, die man ihr verleihen konnte. Vielmehr blieb sie über weite Strecken immer ein Quäntchen unter der Orgelbegleitung. Glissandoartig arbeitete Garth sich von unten an ihre Spitzentöne heran, um sie dann häufig genug doch nicht ganz zu erreichen.Auch bei einer Laiensängerin hätte man Puccinis "Salve Regina", Bachs "Bist du bei mir", BWV 508, oder Händels "Lascia ch'io pianga" aus der Oper Rinaldo nicht als einen musikalischen Genuss bezeichnen können, aber vielleicht noch ein Auge zu gedrückt. Bei Garth aber (Meisterkurse bei Kurt Widmer und Dietrich Fischer-Dieskau) wurde man unwillkürlich an George Bernard Shaw erinnert, der als Musikkritiker die Tatsache, dass eine englische Pianistin einmal einen Klavierabend gab, mit einem einzigen Wort kommentierte: Warum?Das nächste Konzert der Reihe findet am Sonntag, 18. November, um 18 Uhr statt. Dann erklingt Musik für Orgel und zwei Flöten.

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