Zwischen Tau und Schnee

GEROLSTEIN. 80 Jahre Brunnenstadt hielten Vater Franz Nowak und sein Sohn Johannes in zig Bildern in verschiedenen Mal- und Zeichentechniken fest. 35 Exponate sind bis zum 31. Oktober im Naturkundemuseum zu sehen.

"Bei diesem Werk meines Vaters werden die Gerolsteiner Augen machen", vermutet Johannes Nowak. Dabei zeigt er auf eine Kohlestiftzeichnung von 1926 mit dem Titel "Gesamtansicht der Altstadt". Ab 1926 unterrichtete Franz Nowak (geboren 1892 in Lessen bei Graudenz) 30 Jahre lang an der Rektoratsschule. 1970 starb er in Gerolstein. Sein Sohn Johannes erbte das künstlerische Talent vom Vater. Der 76-Jährige unterrichtete von 1991 am Gymnasium in Cochem. Daneben war und ist er als freischaffender Künstler aktiv. Ein Gerolsteiner Motiv, die Dolomitenfelsen im Heiligenstein, faszinierten Vater und Sohn gleichermaßen. Während der Junior 1950 dafür zum Bleistift griff, hielt der Senior das kantige Motiv bereits vor dem zweiten Weltkrieg in zarten Pastellfarben fest. "Dieses Doppelbild macht mir besondere Freude, weil ich vor meiner Arbeit nichts vom Bild meines Vaters wusste", erklärt Nowak.Echte Künstler mit Blick für das Besondere

Andere Werke, beispielsweise der Blick auf Sarresdorf 1957, verblüffen. Die heutige Einkaufsmeile ist als unbebaute Landschaft zu sehen, festgehalten in Mischtechnik. Nowak favorisiert ein Exponat in Deckfarben, "Partie im Kylltal". "Das entspricht meinem Bedürfnis nach Stimmung zwischen Tauwetter und Schnee. Obwohl es 50 Jahre alt ist, würde ich heute nichts dran ändern", sagt er. Zu den Besuchern der Vernissage zählt auch Winfried Hamm aus Düren-Niedeggen. Der 69-Jährige ist gebürtiger Gerolsteiner. In der Bildhauerwerkstatt seines Vaters war Johannes Nowak 1948 und 1949 in der Ausbildung. Hamm: "Er ist ein echter Künstler und war schon damals sehr an der Weiterbildung interessiert." Großes Lob ernten die Nowaks vom stadtbekannten "Böbbes", Karl-Heinz Böffgen: "Ich kann nicht eines der 35 Bilder besonders herausheben, weil mir die kraftvolle Darstellung im Gesamten gefällt." Ihm imponiere der Blick fürs Besondere, ohne jegliche "Überromantisierung". Bürgermeister Matthias Pauly ist froh über die "Kunstausstellung mit historischer Dimension." Er lässt sich von Nowak die neuesten Werke, bei denen der Künstler die ursprüngliche Darstellung mit dem Computer verfremdet hat, erklären. Laudator Hermann-Josef Molitor beschreibt die Ausstellung als "lebendige Hommage an die erlebte Vaterstadt mit viel Liebe zum Detail".

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