Bertradas Gedanken

Was wären wir in Prüm nur ohne unsere Bertrada? Anders herum: Wie würde die sich freuen, wenn sie wüsste, wie sehr man sie im Abteistädtchen verehrt. Nicht nur, dass sie mit der ehrwürdigen Monitrada von der Ritz gewissermaßen schon seit vielen Jahren eine legitime Nachfolgerin gefunden hat: Sogar die Grundschule ist nach ihr benannt, zudem eine schöne Wohnstraße in der Oberstadt und nun auch noch ein Raum im neuen Prümer Renommier-Objekt, der Karolinger-Halle.

Ja, auch und besonders ob der jüngsten Ereignisse: Bertrada wäre (fast) wunschlos glücklich. Ihre Zimmer-Nachbarn in der Karolinger-Halle sind ihr schließlich alles andere als fremd. Das berühmte Adelsgeschlecht wäre ganz unter sich, ein regelrechter Familienbetrieb, alles so wie früher. Ob Lothar, Ludwig, Charibert oder Karl höchstpersönlich; man kennt sich bestens, zumindest von der Ahnentafel her. Ob es Bertrada indes ein Dorn im Auge wäre, weil man sich bei der Namensgebung gegen Pippin entschieden hat? Sicher nicht. Denn die Adelsfrau, würde sie noch leben, wüsste genau, dass irgendwelche Scherzkekse dem "n" sehr schnell den Garaus gemacht hätten. "Pippi-Raum"? Nein, bei aller Liebe: Diese schmutzige Tat hätte auch Bertrada nicht verantworten wollen. Wenn sie allerdings etwas schmerzen würde, dann sicher die Tatsache, dass die karolingisch-prumiensische Nomenclatura ohne Berta auskommen muss. Der Name der Ehefrau Pippins und Enkelin Bertradas hätte sich auf einem in Glas gefassten DIN A3-Schild wirklich gut gemacht. Zudem wäre es problemlos möglich gewesen, einen historischen Doppelbezug zu einem nach wie vor segensreich wirkenden Prümer Geschwister-Paar herzustellen, welches nach wie vor tapfer das Fähnlein des vorweihnachtlichen Andachtsjodlers hoch hält. So etwas verdient schließlich Anerkennung. Einen Berta-und-Marlies-Raum in der Karolinger- Halle? Warum eigentlich nicht? Aber ob Bertrada gewusst hätte, dass in diesem Fall der Ausschank von Glühwein verboten gewesen wäre? m.reuter@volksfreund.de

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