Beten und vertrauen

Ich grüße Sie herzlich mit der Bibellosung des heutigen Tages aus Matthäus 7,7: "Bittet, so wird euch gegeben, suchet, so werdet ihr finden, klopfet an, so wird euch aufgetan." Eine herzliche Einladung zum Vertrauen im Neuen Jahr.

Ein Vertrauen ist das, das weiß, dass alles in Gottes guten Händen ist. Es ist ein Fundament, auf das man bauen kann, weil man sicher ist, Gottes Wille ist Heil im umfassenden Sinn und berücksichtigt die kleinste Kleinigkeit. Man kann dann getrost und beruhigt sagen: Dein Wille geschehe. So wie Jesus es uns im Vater Unser gelehrt hat. Ich möchte hierzu ein Beispiel erzählen, das wie ein Spiegel für uns wirken mag: Zwei Bekannte befinden sich in einem Gespräch über religiöse Fragen. Schließlich nimmt der eine einen Bleistift und legt ihn auf den ausgestreckten Zeige- und Mittelfinger seiner linken Hand. "Ich kann machen, dass dieser Bleistift nicht zu Boden fällt, wenn ich die beiden Finger zurückziehe. "Ausgeschlossen!" "Doch!" Der erste zieht die Finger zurück, und als der Bleistift fallen will, fängt er ihn schnell mit der anderen Hand auf. "Ja, so ist es freilich kein Wunder! Das hätte ich auch gekonnt", sagte der andere. "Das kann ja jedes Kind. Mit der anderen Hand…" "Ja, die andere Hand!" sagte der erste. "Die ist das Geheimnis der ganzen Geschichte. Ich habe von vornherein mit ihr gerechnet, du aber nicht!" Kennen auch wir das Geheimnis mit der anderen Hand? Wie deutlich streckt uns Gott doch seine Hand in Christus entgegen. Darum ist unser Leben so voll Hetze und Sorge, weil wir immer wieder den Fehler machen, nur mit einer Hand zu arbeiten und nicht fest mit der anderen rechnen. Rechtes Beten weitet den Blick. Man blickt nicht mehr nur auf sich selbst und seine Anliegen, sondern auch auf die Nöte der anderen, ja die der Welt. So sagt Martin Luther über das Gebet: "Christen, die beten, sind lauter Helfer und Heilande, die die ganze Welt tragen." Wer im Gebet sein Leben in Gottes Hand legt, der wagt Vertrauen, wie jemand der schwimmen lernen will. Man muss sich erst dem Wasser anvertrauen, um zu spüren, dass es wirklich trägt. Das ruhige Atmen dabei tut ein Übriges. Das Gebet trägt zu Gott. Es macht ruhig und stillt die Stürme des Lebens. Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie die Aufgaben, die das Leben Ihnen im Neuen Jahr stellt, in diesem grundlegenden Vertrauen angehen können. Friedebert Seibt, Pfarrer Evangelische Kirchengemeinde Prüm

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