Chance nicht verpassen

Zur Diskussion um die fliegerische Nutzung des Flugplatzes Bitburg:

Die Diskussion um die angestrebte Instrumentenfluggenehmigung und die dadurch erweiterten Nutzungsmöglichkeiten des Bitburger Flughafens verwundert mich als Außenstehenden sehr. Viele Regionen in Deutschland würden sich nach einem solchen Flughafen mit dieser Infrastruktur die Finger lecken, der auch noch mit so geringem Investitionsbedarf in Betrieb genommen werden kann. Fracht oder Tourismus kommt für Bitburg nur als sekundäres Marktsegment in Betracht. Dafür hat sich Frankfurt-Hahn in der Region zu stark etabliert. Mit einer Nutzung als Industrieflughafen könnte Bitburg jedoch in eine Marktnische vorstoßen, die in Deutschland weitestgehend unterrepräsentiert wird. Die Ansiedlung von luftfahrtaffinem Gewerbe erfordert zwangsläufig die Vorhaltung einer entsprechenden Infrastruktur. Niemand käme auf die Idee, eine Schiffswerft an einem Bach oder gar ganz auf dem Trockenen zu bauen. Nur mit Fakten lassen sich Unternehmen anlocken. Dabei ist die ständige öffentliche Diskussion um den Flugplatz diesem Ziel abträglich. Ein "Macher" muss her, damit es weitergeht. Deshalb begrüße ich die Beharrlichkeit, mit der Michael Billen & Co. dieses Projekt vorantreiben.Der Flughafen stellt nur einen unabdingbaren Teil der Infrastruktur dar, die der Anlieferung, dem Test oder der Auslieferung erzeugter Produkte dient. Hinsichtlich der bereits in Flughafennähe vorhandenen Infrastruktur (Hotelgewerbe) sehe ich zusätzlich durchaus ungenutzte Potenziale hinsichtlich eines sanften Eifel-Tourismus. Kreativität ist gefragt. Dabei kann ich den Vorwurf, dass Bitburg nie wirtschaftlich betrieben werden kann, nur bedingt unterstützen. Der Investitionsbedarf in Bitburg ist im Vergleich zu ähnlichen Ausbauprojekten (Kassel-Calden: 2500 Meter Bahn, 160 Millionen) lächerlich gering. Allein aus der Vermarktung und Nutzung der bestehenden Infrastruktur lässt sich aus meinen Erfahrungen eine "schwarze Null" erzielen. Selbst wenn dies in absehbarer Zeit nicht realisierbar sein sollte, so müssen doch die gesamtwirtschaftlichen Effekte beachtet werden. Ein Industrieflughafen ist für die Region ein Gewinn. Bitburg sollte sich diese Chance nicht entgehen lassen.Stefan Klein, Speicher(Anm. der Red.: Der Autor ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität der Bundeswehr in München am Institut für Verkehrswesen und Raumplanung mit Schwerpunkt Luftverkehr) FLUGVERKEHR

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