Das Gewohnheitstier

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Dies wurde mir schlagartig wieder vor einigen Tagen bewusst. Nachdem die Müllabfuhr ihre Routen und damit regelmäßigen Abholzeiten verändert hatte, war die halbe Stadt in Aufruhr.

Vor der Umstellung wurden Gelber Sack und Blaue Tonne bei uns im Viertel immer am zweiten Dienstag im Monat abgeholt. Das heißt aber noch lange nicht, dass die Anwohner diese Gewohnheit einfach so ablegen, wenn es jetzt heißt: nix zweiter Dienstag, sondern erster Dienstag im Monat. Und so verpassten jüngst die Gewohnheitstiere den neuen Termin, Gelbe Säcke und Blaue Tonne an die Straße zu stellen. Sie stellten brav - so wie alle die Jahre zuvor auch - eine Woche später Säcke und Tonne an die Straße. Und da liegen sie teilweise immer noch. Zur Freude von Nachbars Katze und nächtlichen Vandalen. Und wissen Sie was? Das ganze Gebaren hat auch uns total irritiert.

An wem sollten wir uns nun orientieren? An denjenigen, die ihren Müll bisher immer pünktlich an den Straßenrand legten oder an denjenigen, die jeden Monat aus reiner Vergässlichkeit in den Abholplan reinschauen? Denn auch wir sind eben Gewohnheitstiere.

Und so blieb uns nichts anderes übrig, als unsere vergilbte Abfallfibel aus der hintersten Schublade zu ziehen und bleibende sowie neue Termine in den Kalender einzutragen.

Sobald wir nun nicht mehr wissen, welcher Restabfall wohin gehört, welche Farbe wohin entsorgt werden muss und wo man zusätzliche Grünguttüten bekommt, nehmen wir die Abfallfibel zur Hand und forschen nach. Eben eine neue Angewohnheit und oft spannender als das Fernsehprogramm.

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