Zudem ist das Kreuz ein Symbol für die Zugehörigkeit der Deutschen zum Christentum. Dabei haben wir so getan, als gäbe es tatsächlich nur solche Deutsche oder Menschen in Deutschland, die sich dem katholischen Glauben, oder überhaupt irgendeinem Glauben zugehörig fühlen. Ist es von einem Staat überhaupt verantwortbar, dass die Judikative die dem Staat obliegende Trennung von Kirche und Staat unbeachtet lässt? Das Kreuz als Symbol für Ethik, Moral, Verantwortungsbewusstsein? Das Kreuz zeigt auch die Verbindung zum Alten und Neuen Testament, die Verbindung zur katholischen Lehre und zur Geschichte der Kirche. Hat das Kreuz es tatsächlich verdient, als ethisch, moralisch vollständig integer angesehen zu werden? Die Geschichte der Kirche zeigt ein anderes Bild. Das geschriebene Wort im Alten und Neuen Testament zeigt Dinge auf, die keinesfalls mit einem Rechtsstaat im Einklang stehen können und dürfen. Das Kreuz, die Kirche und deren Geschichte sind ein nicht uneingeschränkt sinnvolles Beispiel für einen Rechtsstaat. Würde das Wort im Alten und Neuen Testament tatsächlich wörtlich genommen, würden wir uns wundern, welches Recht plötzlich gelten würde. So zu tun, als seien bestimmte Passagen (frauenfeindliche, menschenverachtende Passagen oder Hinweise auf Folter) daraus nicht so gemeint gewesen oder könnten gar nicht wörtlich genommen werden, stellt die Frage: Gelten nur solche Passagen, die dem Gläubigen genehm sind, um das Alte und Neue Testament zu legitimieren? Wenn schon, dann gilt das geschriebene Wort in jeder Zeile.Nicht das Kreuz und damit der katholische Glaube darf eine Maxime für Ethik, Moral und Verantwortungsbewusstsein sein, vielmehr die Menschen, die den Rechtsstaat ausmachen, sie müssen ethisch und moralisch handeln und das nötige Verantwortungsbewusstsein zeigen. Sie müssen Humanisten im wahrsten Sinne des Wortes sein und zwar ohne ein Kreuz an der Wand, sondern im Herzen.Thomas Heinz, Holzerath