Das einzig wahre Tafelsilber

Nehmen wir an, Sie haben hohe Kredite laufen, und unter anderem wegen der Zinsen überziehen Sie gleichzeitig Ihr Konto immer mehr. Schon hier würde Ihre Bank darauf hinweisen, dass sich daran etwas ändern muss.

Nehmen wir weiter an, dass Sie nebenbei ein Unternehmen besitzen, das Gewinn erwirtschaftet. Diesen Gewinn aber nutzen Sie nicht, um Schulden zu minimieren oder den Überziehungskredit in Grenzen zu halten. Nein, den legen Sie auf ein Sparbuch, um von den Zinsen Kindern alljährlich etwas zukommen lassen zu können. Spätestens an dieser Stelle hätten Sie ein schwerwiegendes Problem mit Ihrer Bank - ganz abgesehen davon, dass ein solches Verhalten auch wirtschaftlich nicht in Ihrem eigenen Interesse liegen kann, da die Zinsen zum Verschenken extrem teuer durch die wachsenden Zinsen fürs Überziehen erkauft werden. So etwas macht niemand, meinen Sie? Doch der Kreis Bitburg-Prüm macht das seit Jahren, indem er - da Einnahmen und Pflichtausgaben im eklatanten Missverhältnis stehen - Schulden anhäuft und fleißig Zinsen zahlt, während die Gewinne seiner Sparkasse regelmäßig in die Aufstockung von Stiftungen gesteckt werden. Das ist in den umliegenden Kreisen anders. Das Haushaltsloch würde das zwar nicht ganz stopfen, aber doch zu einem geringeren Defizit und damit zu geringerer Zinslast führen. In letzter Konsequenz müsste man angesichts der Schulden des Kreises sogar darüber nachdenken, die Sparkasse nicht zu fusionieren, sondern als einzig werthaltigen Besitz des Kreises zu verkaufen. Die knappen Mittel würden dann zumindest für staatliche Aufgaben und nicht für Zins und Tilgung aufgewandt. Anders als in anderen Bundesländern ist dies in Rheinland-Pfalz rechtlich bisher nicht möglich. Das ließe sich aber ändern. Es müsste sich sogar ändern, sofern mit einer kommunalen Finanzreform die Kassenlage der Kreise irgendwann grundlegend neu geordnet und saniert werden soll.

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