"Das hässliche Wegkreuz"

Auf meinen täglichen Spaziergängen mit dem Hund komme ich an unterschiedlichen Wegkreuzen vorbei. Manchmal sind sie klein, manchmal groß, aus Stein oder aus Holz gehauen. Diese "Zeugnisse christlichen Glaubens" laden uns, die wir oft wenig Zeit haben, zum Halt-Machen ein, zur Besinnung.

Vielleicht zu einem stillen Gebet, einer Bitte oder sogar zu einem Dank. Leider muss ich gestehen. Eines dieser Kreuze hat mich immer schrecklich gestört. Weil es ungepflegt war, ein durch die Jahre verwitterter grau-gescheckter Stein, am Rand einer Kuhweide, mit absolut kitschigem braun lackiertem Corpus. Ich fand es so hässlich.

Deshalb dachte ich mir: Steck einfach einige Wildblumen daran fest, dann sieht es vielleicht schöner aus. Und so habe ich dann seit dem Frühjahr regelmäßig Wildblumen gepflückt und das Kreuz geschmückt. Und siehe da: Es veränderte sich etwas. Einmal war es der Bauer, der vor dem Mähen einen freien Platz rund ums Kreuz abgesteckt hat. Dann sah ich eine Familie beim sonntäglichen Spaziergang, und hörte die Kinder fragen, warum am Kreuz frische Blumen hängen und wozu ein Wegkreuz gut ist. Ich bin lächelnd vorbeigegangen. Mehrere Wochen später, die Wiese war sehr hoch gewachsen und wucherte schon, hob ein Fremder einen Rasenmäher aus dem Auto und mähte ums Kreuz herum. Inzwischen gibt es eine hölzerne Umrandung, hin und wieder sind frische Blumen gepflanzt. Einmal steckte sogar ein Bittzettel am Corpus fest.Naja, und ein Stück meines Herzens erobert hat es auch.

Daniela Steil,

Jugendpastoral Luxemburg

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