Der Dialekt der Hölle

Ich bin mords gefährlich. Addiert man alle Vorurteile, die man mit mir in Verbindung bringen könnte, kann man nur noch schreiend weglaufen. Aber ich kann nichts dafür. Ich bin halt ein Produkt meiner Zeit.Denn wer in den 80ern Teenie war, sah sich übelsten Einflüssen ausgesetzt.

Im Kino liefen Filme über Typen mit Ledermasken, Kettensägen und Fleischermessern, die auf ihre Mitmenschen gar nicht gut zu sprechen waren. Furchtbar. Brutal. Und natürlich absolutes Pflichtprogramm für ein Rudel pubertierender Jungs. Massakrieren ohne jedes Motiv, dafür mit umso größerer Begeisterung: Unvorstellbar, mit welchen Botschaften mein Unterbewusstsein in dieser Zeit bombardiert worden ist.

Musikalisch war - ich habe an dieser Stelle schon darüber geschrieben - Heavy Metal ein Kontrast zum Computerpop-Gedudel der 80er. Ganz schlimme Geschichte. Satanismus. Schließlich hört man die versteckten Botschaften Satans, wenn man die Vinyls auf dem Plattenteller rückwärts dreht. Das hat man uns damals allen Ernstes erzählt. Satan sagte dann immer so lustige Sachen wie "Nuiangraf sargünf". Wahrscheinlich hat die Hölle einen eigenen Dialekt.

Und der letzte noch notwendige Schritt zum Psychopathen sind natürlich die Video- und Computerspiele. Wer auf dem Bildschirm ballert, macht das auch im wirklichen Leben. Seit 20 Jahren spiele ich Ballerspiele, höre Heavy Metal, kann mich für Horrorfilme begeistern und habe zum Glück eine hohe Toleranz für schwachsinnige Vorurteile entwickelt.

Aber wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen: Merken Sie sich mein Gesicht, und wenn Sie mich sehen, rennen Sie. Schnell.

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