Ehrlicher Weitblick

Dutzende Kinder gehen gemeinsam von der Schule nach Hause - zu Fuß versteht sich, obwohl sie in einem kleinen Dorf in der Eifel wohnen. Das klingt schön romantisch: So sieht die Realität jedoch schon jetzt in vielen Orten nicht aus, und sie wird in zehn Jahren selbst in großen Dörfern nicht mehr so aussehen.

Man kann verstehen, dass Kommunalpolitiker, Eltern und Lehrer für ihren Schulstandort kämpfen, die meisten werden allerdings verlieren. Und das gilt auch für den Fall, dass es gelingt jetzt Außenstellen-Standorte der neuen Realschulen plus in Waxweiler, Speicher oder Schönecken zu erhalten. Falls die Außenstellen nicht kommen, wird man in der Eifel auf Mainz schimpfen, auch wenn mancher Politiker vor Ort weiß, dass das Konzept der Außenstellen nur Zeitspielerei ist. Denn, was sich heute noch keiner vorstellen kann, ist, dass es in zehn Jahren erschreckend wenige Kinder geben wird. Jedem muss klar sein: Wenn es in Waxweiler, Speicher oder Schönecken nur noch fünf oder sechs Kinder pro Klasse gibt, wird es kein flächendeckendes Außenstellen-Netz welcher Schulform auch immer mehr geben. So sehr man sich das auch wünschen mag. Schuld daran sind nicht einzelne, sondern langfristige Entwicklungen: Zu lange wurde an einer dreigliedrigen Halbtagsschule festgehalten, weil manche glaubten, dass althergebrachte Formen von Arbeitsteilung und überkommene Geschlechterrollen erhaltenswert seien. Dumm nur, dass das junge Menschen nicht so sahen. Die schlechten Bedingungen zur Vereinbarung von Familie (mit Kindern) und Beruf zwangen zur Entscheidung, und die fiel oft für den Beruf. Zudem hat das alte dreigliedrige System gepaart mit hohen Bildungsansprüchen späterer Arbeitgeber der Hauptschule den Garaus gemacht, weil Eltern nur das Beste für ihre Kinder wollten und sie daher eher auf höhere Schulen schickten - auch wenn die Qualität der Hauptschulen sich vielerorts deutlich verbessert hat. Daran wird sich vermutlich auch in Zukunft nichts ändern. Eltern werden stets die Schule vorziehen, die ihren Sprösslingen die größten Chancen bietet - vermutlich werden das nicht Außenstellen sein, sondern eher die Hauptstandorte. Daher sollte die Diskussion - trotz der Kommunalwahl 2009 - ehrlich und mit Weitblick geführt werden. Auch wenn es bitter klingt: Vermutlich wird es - gleich wie viele Standorte jetzt am Leben gehalten werden - in zehn Jahren im Kreis Bitburg-Prüm (oder wie er dann auch immer heißen mag) noch maximal fünf Standorte mit weiterführenden Schulen geben: Bitburg, Prüm, Neuerburg, Irrel und Bleialf. Alles andere ist Sozialromantik.

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