Eifel-Schinken, Eifel-Eier, Eifel-Plutonium . . .

Manchmal glaube ich, die Leute ticken nicht ganz richtig. Jetzt soll im Windpark bei Sefferweich doch tatsächlich ein Kleinreaktor-Behälter installiert werden. Für Forschungszwecke, heißt es. Dass ich nicht lache.

Atomkraft in der schönen Eifel; wenn das mal nicht die Bürger in zwei Lager spaltet, dachte ich, als ich das die Tage im Volksfreund las. Ich bin ja sowieso ein bekennender Atomkraftgegner. Das war schon immer so. Ach, was waren das noch Zeiten, als ich mit meiner Walburga an den Castor-Blockaden teilgenommen habe und mich mit schweren Ketten auf die Bahngleise von Gorleben fesseln ließ. "Eifel-Anarchist", haben mich meine Gesinnungsgenossen damals respektvoll genannt. Walburga findet diese Bezeichnung übrigens auch heute noch zutreffend. Jedenfalls habe ich mir überlegt, nach all den Jahren noch mal voll in den Protest einzusteigen. Ich lasse mir die Haare wachsen, ziehe meinen grünen Peace-Pullover von früher an und kette mich an den Haupteingang der Kreisverwaltung an der Trierer Straße. Da wird der Landrat staunen! Bestimmt schickt er dann seinen Schmitz-Wenzel und spitzt den an, gegen die Pläne des Plutonium-Freaks aus Trier weitere rechtliche Schritte einzuleiten.Walburga ist im Laufe der Jahre in der Atomkraft-Debatte zurückhaltender geworden. Sie meinte kürzlich sogar, man soll jetzt nicht kleinkariert sein und die Kleinreaktor-Diskussion touristisch nutzen. Wo sie Recht hat, hat sie Recht, dachte ich. Wahrscheinlich werde ich Landrat Roger Graef nun vorschlagen, das Reaktor-Projekt in die Produktpalette der Dachmarke Eifel zu integrieren. Neben Eifel-Schnaps, Eifel-Schinken und Eifel-Eiern könnte man mit Eifel-Plutonium werben - sozusagen als Spaltprodukt mit einer garantierten Strahlkraft weit über den Eifelkreis hinaus.

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