Europäer, Reporter, Streber

Wenn der soeben erweiterten Europäischen Union etwas zu wünschen ist, dann: dass rasch echte europäische Normalität in das Leben und die Beziehungen untereinander einkehrt. Und auch wenn es dem Deutschlandfunk, der hohen Ansprüchen verpflichtet ist, schwer fällt: Das Normalste auf der Welt ist und wird es weiter bleiben, dass Schüler, ob sie nun zu einem überregionalen Sportfest, einem musikalischen Wettstreit oder einem Europa-Seminar fahren, sich freuen, dass sie in der Zeit keine Schule haben.

Und noch normaler sollte es sein und unbedingt bleiben, dass sie in den Pausen lärmen statt in der Ecke zu sitzen, dass sie scherzen und sich auch einmal ein Späßchen machen statt schon wieder in den ernsten Tiefen der europäischen Geschichte weiterzugrübeln. Dort - und noch mehr in den Abgründen der EU-Bürokratie - geht es ja teils so unendlich trocken und unsäglich zu, dass jede Pausenerfrischung zu gönnen ist. All das sagt allerdings nichts, aber auch gar nichts darüber aus, wie konzentriert, kreativ und kompetent nach der Pause und überhaupt in der Arbeitsgruppe, dem Kurs oder dem Seminar gelernt, geforscht und gearbeitet wird. Und damit sind wir bei jener "lärmenden Truppe" aus Bitburg, die in der Rundfunkreportage über ihren Frankreich-Trip so unter die Räder geraten ist, dass ihr Auftritt als Schande für das ganze Vaterland dargestellt wird. Im St.-Willibrord sollte ganz unaufgeregt, gelassen und selbstbewusst mit diesem Spot umgegangen werden. Zumindest TV -Recherchen haben ergeben: Die "Truppen" um Lehrer Norbert Bogerts machen seit Jahren einen sehr guten Job in Frankreich und halten in Frankreich die deutsche Fahne hoch. Auch diesmal! Was man vom Deutschlandfunk nicht gerade behaupten kann. Dessen Reporterin hat es - in einer Mischung von Voreile, Verärgerung und Arroganz? - mit ihren Schlussfolgerungen reichlich übertrieben. Kein Grund zur Aufregung also. Nur eins tut den Eifelern weh: Dass sie selbst abqualifiziert und ausgerechnet Luxemburger als Musterschüler auf den Schild gehoben werden. Aber die konnten wohl auch nichts dafür. Trotzdem fällt uns für sie nur eine Reaktion ein, die - liebevoll gemeint - in so einem Fall unter Mitschülern und Nachbarn in ganz Europa das Normalste auf der Welt ist: "Streber!" m.pfeil@volksfreund.de

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