HINTERGRUND: Randale in der Rheinprovinz

Freiheit, Gleichheit, Schwarzrotgold: Das wollten die Aufständischen von 1848 in einem geeinten und demokratischen Deutschland durchsetzen. Notfalls auch mit Waffengewalt – und deshalb kam es zum Zeughaussturm in Prüm. Die Männer, rund 100 sollen es nach zeitgenössischen Berichten gewesen sein, kamen aus Bernkastel, Bitburg, Trier und Wittlich – und die Prümer Bürger schlossen sich ihnen an: Am 18. Mai 1849 attackierten sie das dort von der preußischen Regierung stationierte Landwehr-Bataillon. Dessen Zeughaus mit Waffendepot befand sich am Hahnplatz – etwa dort, wo heute Betonblöcke den Blick auf die Basilika verschandeln. Einer der Anführer: der 34 Jahre zuvor in der Abteistadt geborene Trierer Anwalt Viktor Schily. Säbelschwingend, heißt es in einem Augenzeugenbericht, soll er in das Zeughaus eingedrungen sein und damit gedroht haben, alles in die Luft zu sprengen.Dicke Beute: 240 Schusswaffen

Sein prominenter Nachfahre, Bundes-Innenminister Otto Schily, ist eher mit der Verhinderung solcher Akte befasst. Die Beute der Zeughausstürmer: Rund 240 Schusswaffen, 1500 Patronen, aber auch Mäntel und Schuhe. Das Ende vom Revolutions-Lied war allerdings ein Trauriges: Viele der Zeughaus-Stürmer wurden gefasst, eine "Criminal-Procedur" eingeleitet, mehrjährige Haftstrafen ausgesprochen und einige der Landwehr-Angehörigen zum Tode verurteilt. Viktor Schily aber war die Flucht ins Ausland geglückt.Mehr zum Thema gibt es im Heimatkalender des Kreises Bitburg-Prüm von 1999 und bei Franz-Josef Faas im Prümer Museum. (fpl)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort