HINTERGRUND

Auf zunehmende Kritik stößt das Vorhaben der Stadt, am ehemaligen Bahnhof ein Gewerbegebiet auszuweisen, für das mehrere Discount-Märkte Interesse signalisiert haben. Matthias Johanns, Viehhändler aus Weinsheim, wundert sich nicht über die traurige Bestandsaufnahme der Leerstände in Prüm ( TV vom Freitag): "In der Innenstadt ist doch nichts los. Mittelständler, die investieren wollen, werden fertig gemacht." Johanns selbst hatte für viel Geld eine Planung für eine Umnutzung des nördlichen Häuserblocks am Altenmarkt aufstellen lassen. Dort sollte Betreutes Wohnen eingerichtet werden. Beim Ministerium in Mainz sei ihm aber letztlich die Unterstützung versagt worden, auch mit dem Verweis auf das bestehende Angebot für Betreutes Wohnen in Prüm. An der wirtschaftlichen Entwicklung lässt Johanns kein gutes Haar. "Es werden immer nur neue Märkte gebaut. Auf dem früher schönen Teichplatz steht ein Parkhaus, das eine Katastrophe ist. Die setzen da einen Deichmann hin und bauen als nächstes direkte Konkurrenz am Bahnhof." Die gleichen Fehler wie in Gerolstein

Auf Unverständnis stoßen diese Pläne auch bei Drogerist Jürgen Pfingstmann: "Mit dem Einkaufszentrum am Bahnhof macht Prüm die gleichen Fehler wie vorher Gerolstein und Bitburg. Ich habe das Gefühl, man resigniert vor diesen Großprojekten." Wenn erst einmal ein Bebauungsplan aufgestellt und die Fläche als Gewerbegebiet ausgewiesen sei, gebe es kein Zurück mehr. Ein Zuzug von Geschäften an den Rand lasse sich nicht steuern, ohne der Innenstadt zu schaden. In Prüm gebe es eigentlich schon alles, manches sei eher überrepräsentiert. "In fünf Jahren sieht es am Bahnhof so aus wie in der Sarresdorfer Straße in Gerolstein oder der Saarstraße in Bitburg. Dann wird viel Geld ausgegeben, um die Innenstadt zu beleben", prophezeit Pfingstmann. "Die USA haben die Phase mit den Großmärkten schon hinter sich. Da haben viele Pleite gemacht." Der Gewerbeverein Gerolstein bemüht sich derzeit um einen hauptberuflichen Stadtmanager, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der vielen Leerstände (der TV berichtete). Das Parkhaus auf dem Prümer Teichplatz werde immer noch nicht richtig angenommen, sagt Pfingstmann. Sinnvoll sei dagegen die einheitliche erste Stunde freies Parken in der Stadt. Auf keinen Fall dürften Parkplätze abgebaut werden. Auf dem Hahnplatz lasse sich mit kleinen Eingriffen ein überschaubarer Kreisverkehr anlegen und wunderschön gestalten, zum Beispiel mit dem Prümer Wappen oder einer Kaiser-Lothar-Statue in der Mitte. Pfingstmann ist sicher: "Einen Einbahnstraßen-Ring in einer Kleinstadt würden die Leute nicht akzeptieren und sich nur darüber ärgern." (cus)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort