Mikado mit Konstantin

Kennen Sie Beamtenmikado? Wer sich zuerst bewegt, hat verloren! Ein alter Witz, aber einer, an den die acht Jahre währende Bearbeitung des Antrags auf Ausweisung eines Grabungsschutzgebiets in der Bitburger Innenstadt zwangsläufig erinnert.

Es ist schlicht peinlich, dass der im Sinne der Planungssicherheit durchaus sinnvolle Antrag einfach fast ein Jahrzehnt lang unbearbeitet blieb und jetzt die Kreisverwaltung auf die Stadt verweist, deren Stellungnahme zu dem Thema jahrelang gefehlt habe. Kein Mensch glaubt, dass Aufforderungen zu Stellungnahmen von Privatleuten mit gleichem Langmut behandelt worden wären. Mindestens ebenso peinlich ist die Strategie der städtischen Gremien, das Thema vermutlich durch stillschweigende Übereinkunft zu ignorieren. Es stellt sich die Frage: Wem hat es genützt? Wenn die Aussage, dass in der gesamten Zeit (außer beim Orgelbau in Liebfrauen) keine bei Bauarbeiten entdeckten geschichtlichen Zeugnisse verloren gegangen sind, dann muss man wohl antworten: Niemandem! Das macht die Sache noch schlimmer. Denn es verweist darauf, dass die Verzögerungstaktik einer inkompetenten und provinziellen Haltung entsprang, nach dem Motto: Wir lassen das mal liegen, man weiß ja nicht, was das für Konsequenzen hat, und die Archäologen aus Trier haben uns gar nichts zu sagen. Einfacher wurde der Umgang mit römischen Funden für Bauherren in Bitburg dadurch, dass es keine Regelung gab, jedenfalls nicht. Die Strategie war unsinnig und falsch. Und man kann froh sein, dass Konstantin das Mikadospiel endlich beendet hat. Lars Oliver Ross

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