Milcherzeuger sind zum Widerstand fähig

Der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, Leo Blum, hält einen Milchpreis von 40 Cent pro Kilogramm Milch zwar für absolut notwendig, weist aber andererseits darauf hin, dass ein Milchpreis-Anstieg aufgrund der EU-Rahmenbedingungen nicht möglich sei.

Auch Prof. Weindlmaier betont, dass "die Politik alles dafür tut, dass der Preis fällt" und begründet dies mit dem beschlossenen Abbau des Außenschutzes für den Milchsektor. Beide halten die EU-Rahmenbedingungen für unantastbar. Die EU hat jedoch erst kürzlich die Einfuhrzölle für Düngemittel für weitere fünf Jahre verlängert, um unfairen Wettbewerbsbedingungen mit Drittländern zu begegnen. Für Milch soll der Importschutz aber abgebaut werden, obwohl die Milcherzeugung in der EU mit den gleichen Problemen konfrontiert ist wie die Düngemittelindustrie. Wie kommt es also zu dieser Ungleichbehandlung? Meines Erachtens liegt dies daran, dass die Milcherzeuger keine Lobby haben, die sich auf höchster Ebene für ihre Forderungen einsetzt. Warum auch? Alle an der Milchproduktion Beteiligten werden auch bei niedrigerem Milchpreis weiterhin an der Milch verdienen, schließlich hat man ja noch die Milcherzeuger, an die man den Preisverfall weitergeben kann. Und dass viele Milchbauern über diesen Handel ruiniert werden, wird nicht nur gebilligt, sondern ist gewollt. Denn die Wissenschaft ist der Auffassung, dass die Milchmarkt-Misere durch ein "Survival of the Fittest" von selbst reguliert wird. Nachdem also genug "Kleine" und "Mittlere" gezwungen wurden aufzugeben, würden einige wenige "Große" wieder gut von der Milch leben können. Diese Haltung ist nicht nur unsozial, sondern selbst für die so genannten "Gewinner" bedenklich, denn auch als "Großer" wird man nach dem strukturellen Wandel weiterhin nur die billige Arbeitskraft der anderen bleiben. Wenn Weindlmaier einen Lieferboykott für nicht realisierbar hält, hat er sich meines Erachtens gewaltig geirrt! Ich habe am letzten Wochenende die Entschlossenheit der Milcherzeuger auf dem Milchsymposium in Berlin erlebt. Dort habe ich auch den Spruch gehört "Die einzige Wahrheit ist die Realität" - und die Realität ist die, dass sich jeden Tag mehr Milcherzeuger dem Widerstand gegen die aktuelle Politik anschließen - nicht nur in Deutschland, sondern EU-weit! Wolfgang Lorsbach, Olzheim

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort