Närrische Konkurrenz

Im Karneval gibt es zwei Sorten Menschen: Die einen lieben die Zeit des Jahres, die anderen können den punktuellen Ausbruch aus den Konventionen des Alltags nicht ertragen. Grob geschätzt dürften sie sich jedoch in etwa die Waage halten.

Für Zeitungsmacher ist dies eine schwierige Zeit. Denn wir müssen versuchen, den Dokumentationsanspruch, der vor allem durch die Mühe, die Narren in ihre Sitzungen und Umzüge investieren, gerechtfertigt ist, zu erfüllen, ohne dabei alle Nicht-Narren zu verschrecken. Interessant ist dabei die Erfahrung, dass die Berichterstattung über Kappensitzungen weit weniger Akzeptanz findet als die über die Straßenfastnacht. Dies entspricht einem Trend: Während Umzüge und Partys wachsenden Zulauf haben, geht die Zahl der Besucher von Kappensitzungen eher zurück. Dies gilt für Städte noch in weit höherem Maß als für Dörfer, in denen die Kappensitzung einer von wenigen Höhepunkten des Jahres ist. Dies ist nur zum Teil zwangsläufig. Ein Teil des Problems ist hausgemacht: Viele Kappensitzungen haben Längen. Denn die meistgesehene Fernsehshow ist "Wetten dass”. Diese Show dauert trotz regelmäßigen Überziehens maximal drei Stunden. Kappensitzungen sind - das macht sie sympathisch - Amateur-Veranstaltungen. Sie dauern oft fünf bis sechs Stunden. Angesichts dieses Vergleichs wird klar, dass sich die Narren einer Herausforderung stellen, an der sie in vielen Fällen scheitern müssen. Dennoft fehlt der Mut, zu schwache Beiträge einfach nicht ins Programm zu nehmen. Zudem gibt es traditionelle Elemente, die die Sitzungen in die Länge ziehen. Oft wird auch nicht straff genug durch die Veranstaltungen geführt. Es ist zu befürchten, dass sich der Trend weg von der Saalfastnacht noch verstärken wird, wenn sich die Macher nicht darauf besinnen, dass es in erster Linie darum geht, die Besucher zu unterhalten.

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