Nach schwarz kommt weiß

Morgen ist der letzte Sonntag des Kirchenjahres. Evangelische Christen gehen zu den Gräbern der Verstorbenen. Die traditionelle Bezeichnung Totensonntag wird zunehmend durch Ewigkeitssonntag ersetzt. Aus gutem Grund.

Sogar aus dem besten. Martha glaubt, dass mit dem Tod nicht alles aus ist. Das Leben wird siegreich bleiben - am Ende, am letzten, dem jüngsten Tag. Doch der an seiner Krankheit verstorbene Lazarus war nun einmal ihr Bruder, den sie von Herzen lieb hatte. Die Überzeugung, erst ganz am Ende werde doch noch alles gut, kann sie nicht wirklich trösten. Jetzt ist Dunkelheit. Jetzt regiert die Schwärze des Todes ihr Leben. Da sagt Jesus zu ihr: "Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Und wer lebt und an mich glaubt, wird niemals sterben. Glaubst du das?" - "Ja, Herr", antwortet Martha, "ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll." (Johannesevangelium Kapitel 11, Vers 25 - 27)

Nach schwarz kommt weiß. Der Tod ist eine Tatsache, die ich aus meinem Leben weder wegstreichen kann noch verdrängen will. Den Tod vor Augen, lasse ich mich darauf ein, mit Jesus Christus zu leben. Ich will seine Gegenwart erfahren in den dunkelsten Momenten meines Daseins. Ich rufe seine Lebenskraft an, weil sie der Schöpferkraft Gottes gleicht. Im auferstandenen Jesus erkenne ich, dass der Tod die absolute Machtfülle zwar beansprucht, aber nicht hat. Jesus gibt mir Mut, sogar dem tiefsten Schwarz in meinem Gemüt zu widerstehen. Das macht für mich die Güte eines Heilsbringers aus. Im Vertrauen an ihn lebe auch ich und habe Hoffnung für andere. Tod wird überwältigt von Ewigkeit. Sie ist schon da und bereit zu helfen, zu trösten, zu heilen.

Pfarrer Thilo Müller aus Hillesheim, Evangelische Kirchengemeinde Gerolstein-Jünkerath

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