Schrei nach Erlösung

"O Heiland, reiß die Himmel auf", so beginnt eines der beliebtesten Adventslieder. Sein Verfasser ist Friedrich Spee, Dichter der Trutznachtigall und tapferer Bekämpfer des Hexenwahns. Er wirkte einige Jahre in Trier, wo er am 7. August 1635 44-jährig gestorben ist.

Sein Grab befindet sich in der nach ihm benannten Gruft unter der Jesuitenkirche. Friedrich Spee hat eine Reihe von Kirchenliedern verfasst, die als ökumenisch gelten. Das Lied "O Heiland, reiß die Himmel auf" ist in der unvorstellbar großen Not des Dreißigjährigen Krieges entstanden. Darüber hinaus hatten Hexenwahn und Hexenprozesse einen ihrer traurigen Höhepunkte erreicht - auch in Trier und dem Trierer Land. Es war kein "finsteres Mittelalter" mehr, sondern "Neuzeit" und Aufklärung hatten begonnen. Dennoch hatte tiefe Finsternis um sich gegriffen und die Menschen in heillose Angst versetzt. Spee nahm in seiner sensiblen Art die Not wahr und litt mit den Bedrängten. Er schließt sich gleichsam mit ihnen zusammen und ruft sehnsüchtig nach Rettung. Dabei wendet er sich an den "Heiland", der allein helfen kann. In starken biblischen Bildern schreit er, dieser Heiland möge mit Gewalt den Himmel aufreißen, wie ein erfrischender Tau sich selbst mitteilen und eine neue Erde entstehen lassen. Er weiß, dass wir Menschen im Advent leben und noch nicht ganz erlöst sind. Ist uns dies heute bewusst, dass wir Erlösung brauchen? Kommt das in unseren Gebeten zum Ausdruck? Denken wir an die unvorstellbar große Not vieler Menschen in allen Teilen der Welt? Niemand kann sich selbst erlösen. Dazu brauchen wir einen anderen. Mit den Worten des Adventsliedes "O Heiland, reiß die Himmel auf" können wir nach unserer Erlösung und nach der unserer Mitmenschen rufen. Josef Schönborn, Regionaldekan i.R.

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