Schreiben wir Geschichte um

Leo Blum, Präsident des Bauern- und Winzerverbands, sprach von der "Hoffnung, dass wir bessere Preise durchsetzen". Er hofft, dass "richtige Entscheidungen zur richtigen Zeit getroffen werden". Von der Hoffnung kann doch nur noch derjenige leben, der sich handlungsunfähig glaubt.

Und genau dieses kam, wenn man den Vortrag von Professor Hannes Weindlmaier verfolgt hat, für uns Milchbauern heraus. Politisches Ziel ist Entwertung der Quote, damit sie ohne Regressforderungen abgeschafft werden kann und zwischenzeitlich Herabsenken des Milchpreises, damit der Absatz auf dem Weltmarkt verbessert wird. Vielleicht noch eine geringe Wertschöpfung durch Produktion von Markenartikeln für die noch zahlungskräftigen Konsumenten innerhalb der EU. Aber nicht zu denken an einen für den Durchschnitt der Betriebe kostendeckenden Milchpreis. Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter hätte keine Chance, so Weindlmaier, da geschichtlich belegt und wissenschaftlich betrachtet die Bauern nicht organisationsfähig sind. Traurig, oder? Wären wir jetzt keine Bauern, sondern zum Beispiel dem Automobilkonzern angeschlossen, wäre der Aufstand schon perfekt. Da werden Gesetze in Richtung Co2-Einsparung schon mal verändert wegen 77 000 gefährdeten Arbeitsplätzen. Dabei könnten wir Milcherzeuger, vorausgesetzt der Milchpreis stimmt, sehr viele Arbeitsplätze schaffen, indem zum Beispiel drei oder vier Betriebe zusammen eine Fachkraft einstellen. Dadurch hätten wir ein durchaus sozial erträglicheres Arbeitsleben und familiäre Freizeitmöglichkeit. Nicht nur die anderen sind für uns verantwortlich. Wir haben auch Eigenverantwortung zu tragen und nach oben die Stirn zu bieten. Und jeder sollte hier Solidarität beweisen. Sitzen wir alle im "Jecken-Express" und begeben uns weiter unter Volldampf voraus? Oder stellen wir Weichen in eine Richtung mit vorgegebenem Ziel? Zeigen wir Organisationsvermögen, schreiben wir Geschichte um! Nutzen wir die Zeit bis Oktober. Wir dürfen keine Möglichkeit verstreichen lassen. Wir können nur verlieren, wenn wir uns wieder entzweien lassen und uns wieder gegenseitig klein reden. Sollte dies so kommen beziehungsweise alles so bleiben, wie es ist, dann kann man nur noch sagen: Als Bauer wird man schon geboren, der Leidensweg ist auserkoren. Thomas Endres, Meckel

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort