Sibirisch!

Die ersten Sonnentage des Jahres haben wir längst genossen, und man kann es kaum glauben, aber: Selbst bei uns in der Eifel beginnt die Vegetation immer früher, was bedeutet, dass der Begriff "Preußisch Sibirien" - wenn auch unter denkwürdiger Mithilfe des Klimawandels - nun endgültig ad absurdum geführt wäre.

Bis vor nicht allzu langer Zeit hieß es ja noch immer ziemlich despektierlich, dass dieses "Preußisch Sibirien" von Süden her gesehen etwa auf dem Helenenberg beginne und in Richtung Norden bis Euskirchen reiche. So war die Eifel also ziemlich willkürlich in ihre (nicht nur klimatischen!) Grenzen verwiesen, was manchmal ganz schön schmerzte. Ich hatte einmal einen Kollegen, der wohnte in Trier. Ich glaube eigentlich, dass er mich mochte. Aber immer, wenn wir miteinander sprachen, sagte er, dass er in diesen Augenblicken an die Eifel denken müsse und ihm automatisch kalt werde, wenn er mich nur sehe oder meine Stimme höre. Wenn ich seinen Humor nicht gekannt hätte, wäre ich beleidigt gewesen. So aber nahm ich den Spott zur Kenntnis und dachte mir meinen Teil. Mit Blick auf die steigenden Temperaturen glaube ich nun aber, dass wir Eifeler es den Lästermäulern im Süden der Region schon bald zeigen werden. Denn spätestens, wenn uns führende Touristiker offiziell und weltweit als die Toscana des Nordens bezeichnen, wird selbst in dem kälteempfindlichen Kollegen in Trier die Einsicht reifen, dass auch die Menschen jenseits des Helenenbergs weder in Höhlen leben noch frieren müssen und sich bisweilen sogar einen Sonnenbrand zuziehen können. Die Antwort auf die Frage, ob es mein Wunsch wäre, diesem Kollegen mal einen ebensolchen auf den Pelz zu wünschen, beantworte ich nicht. Das Ganze lässt mich inzwischen kalt! Sibirisch kalt!

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