Sprachkultur gefährdet

Eine Behauptung wird nicht unbedingt glaubhafter, wenn man sie mit dem Vermerk "wissenschaftlich belegt" versieht. Das trifft auch auf die Aussage im TV vom 25. April zu, in der behauptet wird, dass unser Platt sich auf dem Rückzug befindet und inzwischen mehr und mehr durch ein unschönes, regional gefärbtes Alltagsdeutsch ersetzt wird.

Demzufolge weder Fisch noch Fleisch darstellen würde. Auf ähnliche Art und Weise wurde unser Platt auch in dem Vortrag des Hauptreferenten Cornelissen regelrecht platt gemacht (siehe TV-Bericht vom 1. Mai). Dabei wird unser ausdrucksstarker, bilderreicher moselfränkischer Dialekt auch heute noch unverfälscht von nahezu der gesamten Dorfbevölkerung gesprochen, und auch in unseren kleinen Eifelstädten hat er inzwischen bereits wieder mehr Anklang gefunden. Wer erwartet hatte, seinem Vortrag Hinweise entnehmen zu können, wie man die Schreibweise unseres Dialektes verbessern und so die Lesbarkeit erleichtern könnte, wurde enttäuscht. Unsere Sprache ist ein geistiges Erbe und hohes Kulturgut, welches zur inneren Noblesse des Menschen einen wesentlichen Beitrag leistet und sollte demzufolge unbedingt gepflegt werden. Das von Herrn Cornelissen angesprochene Kauderwelsch in unserer Sprache mit zunehmendem angloamerikanischem Akzent kann doch wahrhaftig unserem Dialekt nicht angelastet werden. Unsere Sprachkultur ist vielmehr ernsthaft gefährdet, wenn der Faulheit und Lernunwilligkeit vieler unserer Schüler nicht endlich Einhalt geboten wird. Wenn in unserem Wohlstandsdenken Begriffe wie Selbstgefälligkeit, Vergnügungs- oder Gewinnsucht die Oberhand behalten, statt durch Vokabeln wie Bescheidenheit, Anstand oder etwas Hilfsbereitschaft ersetzt zu werden. Das geht uns alle an und ist eine Grundvoraussetzung, wenn wir unser Zusammenleben freundlicher gestalten möchten. Dr. Felix Kandels, Bitburg

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