Überraschung im Büro

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Neben stets wiederkehrenden Pflichtaufgaben wie morgendlichem Aufstehen gibt es so viele Rituale, die einen irgendwie erschrecken - anderseits aber auch beruhigen. Fast jeden zweiten Tag geht's zum Bäcker um die Ecke.

"Zwei plus zwei plus zwei", heißt für gewöhnlich die Order. Der Worte bedarf es bei Gewohnheitstieren ja nicht viele. Später auf den letzten Drücker zum Zug. Von links und rechts stürmen stets die selben "Mitläufer" heran. Der Blick zur Uhr ist überflüssig, der traditionelle Sichtkontakt beruhigt. Man ist gerade noch so in der Zeit. Am Bahnsteig, wie könnte es anders sein, hat fast jeder seinen festen Standplatz. Selbst im Zug gibt es so etwas wie eine angestammte Sitzordnung. Der allmorgendliche Gang zum Postfach läuft in gewohnten Bahnen, der kurze Gruß an die immer gleichen Gesichter. Halt, da wird jemand vermisst - wohl eine Folge der Grippewelle. Im Büro darf der allmorgendliche Anruf des Kollegen aus der Zentrale nicht fehlen. Der Austausch dreht sich um: Was war? Was ist? Was wird? Und selbst der nächste Kollege, der dann im Büro am anderen Ende der Leitung auftaucht, um die Kaffee-Lage zu sichten, wird schon fast zur Gewohnheit. Doch dann der Blick in die Mail-Box: Eine elektronische Botschaft nicht mit den traditionell freundlichen Grüßen, sondern mit dem Wunsch "have a nice day". Der Tag fängt ja gut an - mit einer Überraschung! Also fern jeder Gewohnheit: "Noch einen schönen Tag". Joachim Winkler In der Kolumne "Guten Morgen" beschreiben wechselnde Autoren ihre Gedanken zum Tag.

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