Uns Gott anvertrauen

Ist Zweifeln erlaubt? Eigentlich ist diese Frage nicht angemessen gestellt:Wir zweifeln einfach und können deshalb nicht fragen, ob man das darf. Wir fragen ja auch nicht, ob man schwitzen darf.

Uns Gott anvertrauen
Foto: (e_bit )

Wir bedürfen immer wieder der Vergewisserung, gerade auch in Glaubensfragen.Das Problem des Zweifels fing im Paradies mit der Frage der Schlange an (1.Mo. 3,1): "Ja, sollte Gott gesagt haben: Ihr sollt nicht essen von allen Bäumen im Garten?" Und der Zweifel durchzieht die Menschheitsgeschichte. Besondere Relevanz erhält er zu Ostern.
Dass Jesus gelebt hat und am Kreuz getötet wurde, wird nicht so sehr hinterfragt wie die Berichte von seiner Auferstehung nach drei Tagen. Das reicht bis in die Bibel hinein. Die Jünger selbst müssen überzeugt werden. Da ist die biblische Berichterstattung sehr ehrlich: Nach dem furchtbaren Tod des Messias erwarten sie nicht die Auferstehung Jesu; im Gegenteil, sie ziehen sich hinter verschlossene Türen zurück, aus Angst, in den Strudel um die Verhaftung und Kreuzigung Jesu mit hineingezogen zu werden. Aber dann ist der Schreck wiederum groß: Nach drei Tagen ist das Grab leer, nach und nach erscheint Jesus einzelnen Jüngern, zeigt ihnen die Wundmale und erklärt, warum dieser Weg von ihm so gegangen werden musste: damit Sünde vergeben werden kann, ewiges Leben im Vertrauen auf Jesu gewonnen und der Tod nicht mehr das letzte Wort in dieser Welt hat. Die Jünger geben ihre Erfahrung mit dem Auferstandenen weiter, aber einer glaubt immer noch nicht - Thomas. Er möchte selbst überzeugt werden und nicht vom Hörensagen leben. Nach acht Tagen, so berichtet die Bibel, kommt Jesu direkt auf Thomas zu und fordert ihn auf, seine Wundmale zu betasten. Da ist auch Thomas überzeugt und kann nur noch stammeln: "Mein Herr und mein Gott." Das macht Mut, unsere Zweifel des Glaubens diesem Gott anzuvertrauen, aber es verdeutlicht auch: Eine "Sache mit Jesus" musste nicht trotz der Kreuzigung irgendwie weitergehen, sondern der Auferstandene begegnete persönlich und machte seine Nachfolger gewiss. So breitete sich die Botschaft aus und wuchs selbst in Verfolgung als eine Kirche heran, die bis heute da ist und von den Wirkungen Jesu spricht. Ulrich Ehinger,
evangelischer Pfarrer, Bitburg

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