Viererketten und andere Taktiken

Es ist höchste Zeit. Es muss etwas passieren. Meine Walburga wird immer träger. Zugegeben, jetzt wo der Sommer noch mal vorbeischaut, da fällt natürlich vieles schwerer. Aber so kann es wirklich nicht weitergehen.

Nur auf der Couch rumhängen, sich Chips reinstopfen und Gerichtssendungen schauen. Womöglich will Walburga demnächst noch, dass ich ihr das Bier aus dem Kühlschrank hole und ihr noch ihr "BGB" vorlese, also die Fernsehzeitschrift. Soweit kommt es noch! Die Waage hat sie sicherheitshalber schon in den Keller gestellt.Ich habe da schon einen Plan, "Walli" wieder fit zu machen. Erst dachte ich, eine kleine Anspielung würde reichen. Aber als ich ihr dann mal liebevoll "meine Walzi" ins Ohr flüsterte, hat sie vor lauter Ärger gleich den Amtsgericht-Laienschauspiel-Marathon absolviert. Aber Sport hilft bestimmt. Kürzlich war ich an der Bitburger Sportschule und hab' den Frauen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft beim Training zugeschaut. Da könnte sich meine Walli mal ein Scheibchen abschneiden. Die Sonne knallt, und die Mädels rennen, hüpfen und kicken dennoch tapfer.Also, ich steh' da so am Spielfeldrand - Sonnenhut auf dem Kopf - und schaue mir alles ganz genau an, mach' mir Notizen. Die Kommandos von Nationaltrainerin Silvia Neid schreibe ich mir wortwörtlich auf. Während ich mir das Training so anschaue, sehe ich vor meinem geistigen Auge schon eine ganz andere Aufstellung: meine Walli und ihre Freundinnen aus der Nachbarschaft. Wie sie bei uns im Garten kicken. Und ich bin der Trainer und rufe Sachen wie: "Immer diagonal verschieben, die Viererkette, nie parallel, ist klar!", und wundere mich, wenn Walburga & Co. dann so schauen, als hätte ich nicht mehr alle Printen am Knusperhäuschen. Eigentlich eine schöne Vorstellung. Aber was ist, wenn Walli dann wirklich mit dem Kicken anfängt? Dann wirft sie mir am Ende die dreckige Wäsche hin, grölt Sachen wie: "Dein Essen ist fertig - es steht im Ald."Und am Sportschau-Samstag sitzt die ganze Mannschaft dann vor der Glotze und merkt nachher noch, dass ich Franck Ribery und Luca Toni gar nicht auseinander halten kann. Ach nein, dann lassen wir lieber alles so, wie es ist.

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